Umwerfend tragisch brisante Geschichte

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isar13 Avatar

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Um ihrer 14-jährigen Tochter Sophie-Luise einen Gefallen zu tun, nimmt die bekannte Grünen-Abgeordnete Elisa Strobl-Marinek, deren neue Klassenkameradin Aayana Ahmed, ein somalisches Flüchtlingskind, mit in den Familienurlaub in die Toskana. Neben den vier Strobl-Marineks, ist auch eine befreundete Familie mit von der Partie. Doch schon am Ende des ersten Tages nimmt der entspannte Urlaub in der Ferienvilla eine dramatische Wendung, der für alle Beteiligten zu einem traumatischen Ereignis wird!

Schon beim Start ins Buch „Die spürt man nicht“ merkt man, hier hat man es mit einem Daniel Glattauer zu tun. Die Geschichte wird dem Leser auf eine für ihn typisch und einzigartige Weise präsentiert. Zu Beginn fühlt man sich ein wenig wie ein Voyeur, denn er seziert seine Figuren, betrachtet sie aus einer Art Vogelperspektive und charakterisiert sie gnadenlos. Auch das Geschehen wird oft aus diesem Blickwinkel betrachtet. Mehrmals wechselt die Perspektive und Glattauer konzentriert sich auf die Empfindungen seiner Hauptakteure, die allesamt durch das tödliche Unglück aus der Bahn gerissen werden. Zwischendurch erfährt man durch Pressemitteilungen, die mediale Auswirkung des Falls, durchweg kommentiert, als wäre man plötzlich mitten in einer Social Media Anwendung gelandet. Diese abwechslungsreiche Darstellung geben der dramatischen Geschichte eine eigene Dynamik, wobei auch, trotz des recht ernsten Themas nicht an Humor gespart wird. Der Tragik der Geschehnisse macht dies keinen Abbruch, der Eindruck dies könnte genau so geschehen sein ist groß und erschreckend! Die Handlung erinnert im weiteren Verlauf sogar ein wenig an Shakespeare und eine moderne Variante von Romeo und Julia, bedrückend und berührend.

Den Titel finde ich treffend gewählt, denn diese Aussage gilt für die beiden Mädchen, für die privilegierte Sophie Luise und ihre arme Freundin Aayana. Auch das Cover ist perfekt, ein Hingucker.

Mein Fazit:
Ein überaus spannendes, erschütterndes und intensives Buch, das unserer Gesellschaft einen Spiegel vorhält. Die ganze Sache wird umwerfend erzählt und wirkt unglaublich tragisch, egal von welchem Standpunkt aus betrachtet. Mir haben die vielen unterschiedlichen Blickrichtungen sehr gut gefallen, sie geben der Geschichte ihre aktuelle Brisanz.