Spannende Grundidee mit zu vielen Nebenhandlungen

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Buchmeinung zu Florian Wacker – Die Spur der Aale

Die Spur der Aale ist ein Kriminalroman von Florian Wacker, der 2023 bei KiWi-Paperback erschienen ist.

Zum Autor:
Florian Wacker, geboren 1980 in Stuttgart, studierte Heilpädagogik und am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Bisherige Veröffentlichungen: »Albuquerque«, »Dahlenberger« und »Stromland«. Für seinen Roman »Weiße Finsternis« (2021) wurde er mit dem Robert Gernhardt Preis ausgezeichnet. Er lebt mit seiner Familie in Frankfurt am Main und schreibt Prosa, Dramatik und Code.

Zum Inhalt:
Greta Vogelsang ist in Frankfurt Staatsanwältin im Bereich Naturschutz und Umweltvergehen. Während einer Bereitschaft wird sie zu einer Wasserleiche gerufen. Lars Mathissen war Zollfahnder am Frankfurter Flughafen und hatte der Staatsanwältin gegenüber Andeutungen über den Schmuggel von Glasaalen gemacht.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mein Interesse durch das ungewöhnliche Thema geweckt. Der Handel mit Jungaalen ist ein lukratives Geschäft mit extrem hohen Margen und geringer öffentlicher Aufmerksamkeit. Der Autor schildert aus der Sicht einiger Beteiligter, welchen Beitrag sie zum Handel leisten. Stück für Stück wird das Gesamtbild vervollständigt. Der Leser erkennt die Strukturen und die Probleme der Ermittler, die es oft mit verwandtschaftlich verbundenen Tätern zu tun haben. Diverse Nebenhandlungen ergänzen den Kriminalfall. Diese reichen von einen familiären Demenzfall über Strukturen innerhalb der Staatsanwaltschaften bis zur persönlichen Bedrohung. Greta Vogelsang wirkt kompetent und sympathisch, zumal sie sich ihre Erfolge mangels Connections eigenhändig erarbeiten musste. Sie schaut über den Tellerrand und sieht auch die Stärken und die Schwächen im jetzigen System. Der Schreibstil ist relativ nüchtern, aber zugleich auch empathisch. Viele der kleineren Täter ahnen nicht, welche Summen dank ihrer Hilfe bewegt und auch verdient werden. Am Ende wird es dramatisch mit dem Einsatz eines Sondereinsatzkommandos und bei Greta Vogelsang kommen Erinnerungen an ein Trauma aus ihrer jungen Erwachsenenzeit hoch. Auf diese Passagen hätte ich verzichten können, denn ich fand den Fall auch so echt spannend. Greta Vogelsang ist ein vielschichtiger Charakter mit Ecken und Kanten. Alle anderen Charaktere sind eher grob skizziert und mit einigen Klischees belastet.

Fazit:
Dieser Kriminalfall aus dem Bereich Umweltvergehen wird glaubwürdig mit einer komplexen Handlung und einer charismatischen Hauptfigur erzählt. Bei manchen Nebenhandlungen hatte ich das Gefühl, das der Autor zu viel in diesem Buch unterbringen wollte. Insgesamt hat mich der Titel gut unterhalten und ich bewerte ihn mit knappen vier von fünf Sternen (70 von 100 Punkten). Aufgrund der interessanten Thematik spreche ich auch eine Leseempfehlung aus.