Ein Jahreshighlight, das seinesgleichen sucht
Eine Welt in der das Wir über allem steht. Jeder Mensch besitzt einen Instinkt, der dem Gemeinwohl dient. Individualität existiert nicht, oder? Goliath bleiben nur noch wenige Wochen, um noch ein weiteres Leben zu retten und ein „Tugendhafter“ zu werden, als eine Bekannte ihn auf das seltsame Verschwinden von mehreren Schülern hinweist. Seine Suche führt ihn zu Claire, einer „Vertrauten“ die gerade ihren Abschluss macht. Seite an Seite begeben sie sich auf eine Suche nach der Wahrheit, die ein viel größeres Geheimnis offenbart, das ihre Welt ins Wanken bringt. Doch auch Claire verbirgt etwas und setzt damit nicht nur ihr eigenes Leben aufs Spiel... Ich war selten so gespannt auf eine Geschichte. Seit der „Spiegelreisenden“ gehört Christelle Dabos zu den Autor* innen, deren Bücher ich sofort lesen will und dieses Buch hat meine Meinung nur bestärkt. Ein Jahreshighlight, das mich so fasziniert hat wie schon lange keine andere Geschichte mehr. Schon im ersten Moment war ich wie gefangen. Egal ob ich das Buch zuschlug, meine Gedanken kreisten unaufhörlich um diese Geschichte. Zuerst lag das natürlich an der fantastischen Erzählweise. Außergewöhnlich, verschachtelt, bildreich und gleichzeitig mit einer Komplexität und Tiefe, die mein Gehirn zerfraß. Viele Perspektiven und wichtige Nebenhandlungen fordern zwar ein aufmerksames Lesen aber wieweit der Leser tatsächlich in die Geschichte einsteigen möchte bleibt ihm überlassen. Der Autorin ist eine wunderbare Mischung aus spannender Dystopie gelungen, die man einfach nur inhaliert und einem Thema, das Kopfzerbrechen bereitet. Wer bin ich und was macht mich aus. Eine tiefere Ebene, die fesselt, die mich immer wieder alles hinterfragen ließ, das mich zwischen Realität und Wahnsinn gefangen hielt. Doch auch die Lebendigkeit und Komplexität der Charaktere war fesselnd. Claire und auch Goliath sind unfassbar nahbar, es fiel leicht sich in sie hineinzuversetzen und dadurch ging mir ihre Geschichte unter die Haut. Egal wie außergewöhnlich, Irre oder menschlich sie waren, jeder der Charaktere und besonders die Beziehungen zwischen ihnen verursachte mir Gänsehaut weil es so real wirkte. Ich bin in dieser Geschichte verschwunden, habe mich aufgelöst und verloren. Auch wenn ich die Einordnung zum Jugendbuch verstehe, ist diese Geschichte für mich soviel mehr als das. Eine Dystopie, die mit dem eigenen Verstand spielt und mehr bietet als eine spannende, scheinbar heile Welt mit fantastischen Charakteren. Ich kann sie jedem nur ans Herz legen, der eine außergewöhnliche Dystopie lesen will deren Welt dich mit Haut und Haar verschlingt.