Komplex & tiefgründig

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annamagareta Avatar

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„Die Spur der Vertrauten“ ist ein dystopischer Roman der Autorin Christelle Dabos.

Claire und Goliath leben in einer Welt, in dem Individualität verboten ist. Alles ist dem WIR untergeordnet. Die Menschen werden durch verschiedene Instinkte geleitet, die immer der Allgemeinheit dienen. Wer sich nicht unterordnet oder keinen Instinkt besitzt, lebt gefährlich.

Die Handlung wird im Wechsel aus unterschiedlichen Perspektiven dargestellt. Meist sind es die Protagonisten Goliath und Claire, aber auch andere Charaktere, die ich nicht direkt zuordnen konnte, berichten. Mir fiel es schwer Zugang zu den Charakteren zu finden, sie wirkten auf mich kalt und distanziert. Dies wiederum passte zu einer Gesellschaft, in der alle nur automatisiert ihre Instinkte ausleben.

Unklar blieb für mich in welcher Zeit die Handlung angesiedelt ist. Zwischendurch gab es kleine Hinweise, die allerdings nicht stringent waren. Im Grunde ist das bei einem Fantasy-Roman egal. Da ich mich allerdings in der durchaus spannenden Handlung ein wenig verloren fühlte, hätte ich gerne etwas Greifbares gehabt.

Es ist ein forderndes Buch, das Konzentration benötigt, da zahlreiche Fragen aufgeworfen werden und es einige Zeit dauert, bis man Antworten bekommt. Dass es sich hier um ein Jugendbuch ab 14 Jahren handelt, erscheint mir fragwürdig. Es mag sie geben, aber ich kenne nicht viele 14-jährige, die Spaß an so einem komplexen Buch haben.

Ich muss gestehen, dass ich froh war als ich das Buch beendet hatte. Was zurückbleibt ist aber durchaus positiv. Es regt zum Nachdenken über Individualität, Allgemeinwohl, Gesellschaftssysteme, Kontrolle, Vertrauen, Widerspruch und Freundschaft an. Von daher hat sich das Lesen für mich trotz einiger Kritikpunkte gelohnt.