Das Rätsel des Lemurs

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frank1 Avatar

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Arkas Mutter starb bei ihrer Geburt. Als bei kriegerische Ereig­nissen auch ihre Men­torin und ihre Freun­din ster­ben, macht sich die 13-jährige Krie­gerin auf den Weg nach Hyper­borea, wo ihr Vater, von dem sie ihre Magie geerbt hat, woh­nen soll. Lasty­anax lebt schon immer in Hyper­borea, wo er gerade seine Magier­aus­bil­dung been­det hat. Als sein Meister plötz­lich stirbt, ist er über­zeugt, dass es Mord war. Doch er erbt nicht nur das pracht­volle Haus seines ehe­maligen Meis­ters, son­dern wird mit seinen 19 Jahren auch der jüngste Minister Hyper­boreas. Als sol­cher braucht er jedoch zwin­gend eine Elevin. Zunächst mehr oder weniger wider­stre­bend unter­stützen sich Last­anax und Arka bei ihren jewei­ligen pri­vaten Plänen.
Mit „Die Stadt ohne Wind“ präsentiert Éléonore Deville­poix den Auf­takt eines Fantasy-Aben­teuers, das sich erfrisch­end vom gewohn­ten ‚Genre-Stan­dart‘ abhebt. Schon das Prota­gonis­ten­gespann ist anders als man es aus anderen Fantasy-Werken kennt. Einer­seits wäre da die erst 13-jährige, aber sehr selbst­sichere Arka, die bisher im Wald bei Ama­zonen auf­wuchs und für die die magi­sche Stadt Hyper­borea ein großes Aben­teuer ist. Ihr Gegen­part ist der 19-jährige Lasty­anax, der sich zwar aus der unters­ten Ebene der Stadt, wo die Armut zuhause ist, zum ausge­bilde­ten Magier hoch­ge­arbei­tet hat, der die Stadt aber noch nie ver­lassen hat. Für beide stellt die Zusam­men­arbeit eher ein Zweck­bünd­nis dar, um ihre jewei­ligen Ziele zu erreichen. Dass speziell Lasty­anax bei der Suche nach dem Mörder seines Men­tors dabei politische Machen­schaf­ten und Intri­gen im Wege stehen, ver­steht sich schon fast von selbst. Ob wirk­lich eine fremde Macht hinter allem steht, bezwei­feln viele. Aber auch Arkas Suche nach ihrem Vater ver­läuft im Sand. Auf­fal­lend ist, dass Lasty­anax bei der Zusam­men­arbeit eher die Rolle des Denkers zukommt, wäh­rend Arka für tat­kräfti­gere Aktio­nen zustän­dig ist. Auch die von der Autorin geschaf­fene Welt ist interes­sant. Hyper­borea ist eine Stadt ohne Wind, denn sie wird kom­plett von einer magi­schen Kuppel über­wölbt. Die Stadt besteht prak­tisch ganz aus Hoch­häu­sern und ist in 7 Ebenen auf­ge­teilt, von der 1. Ebene, in der die Ärms­ten leben, bis zur 7. Ebene der Magier. Jede Ebene besitzt sich zwi­schen den Häusern erstre­ckende Ver­bin­dungs­kanäle, auf denen sich der Ver­kehr mittels Trans­port­schild­kröten bewegt.
Die Autorin lässt den Erzählfokus meist zwischen beiden Prota­gonis­ten, teil­weise aber auch ande­ren Charak­teren wech­seln. Der Stil ist regel­recht mit­reißend, sodass die 560 Seiten des Buches nur so dahin­rau­schen. Die Reihe, deren geplante Anzahl an Bänden nir­gends ersicht­lich ist (zumin­dest konnte ich nichts dazu finden), bietet Sucht­poten­zial und könnte – wenn die kom­men­den Bände dieses Niveau halten – dem Rang der „Harry Potter“-Reihe gleich­kom­men. Da Band 2 des fran­zösi­schen Origi­nals nur wenige Monate nach Band 1 ver­öffent­licht wurde, kann man nur hoffen, dass der deutsch Verlag (der Insel Verlag Berlin) auch so schnell nach­zieht.
Interessanterweise wird das Buch als Jugendbuch vermarktet, wäh­rend ich es trotz der jungen Prota­gonis­tin eher in den All-Age-Bereich ein­ord­nen würde.

Fazit:
Ein in mehrfacher Hinsicht magisches Leseabenteuer mit Sucht­poten­zial, das sich vom Gewohn­ten abhebt. Meine abso­lute Lese­empfeh­lung!

Alle meine Rezensionen auch zentral im Eisenacher Rezi-Center: www.rezicenter.blog
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