Eine junge Heldin, eine magische Stadt und ein tödlicher Fluch

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nathi_taiwan Avatar

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Willkommen in Hyperborea, einer magischen Stadt, die mich schon beim ersten Anblick auf dem Cover in ihren Bann gezogen hat und bei der sich die Autorin Éléonore Devillepoix mit ihrem Worldbuilding selbst übertroffen hat!

Eingepfercht und umgeben vom Riphaengebirge liegt die magische Stadt Hyperborea. Sie ist von einer Glocke aus Adamant bedeckt, die sie vor der klimatischen Unterwerfung durch die Kälte und die Elemente schützt - so entstand ihr Beiname "Stadt ohne Wind". In sieben konzentrischen Kreisen wird die Stadt in sieben entsprechende Ebenen unterteilt, die in einem architektonisch ausgeklügelten System durch Kanäle, Lastenkähne und schwimmende Transportschildkröten miteinander verbunden sind. Die innerste Ebene ist dabei die am höchten gelegene, in der die Magier und zugleich die politische Elite residiert. Je weiter man sich den äußeren Kreisen nähert, desto ärmer sind deren Bewohner:innen, die dort wenig vom Glanz ihrer mit Goldkuppeln geschmückten Stadt bemerken.

Hier landet unsere junge Heldin Arka mit ihrem Pony Zwerg nach einer abenteuerlichen Flucht durch das Riphaengebirge. Arka trägt viele Geheimnisse mit sich in die Stadt hinein, die auch den Leser:innen erst nach und nach offenbart werden. Dabei setzt die Autorin auf sehr intelligente und spannende Weise nur Stück für Stück die fehlenden Puzzleteile zusammen, hinterlässt den Leser:innen jedoch immer wieder Brotkrumen auf der Spurensuche, sodass ich eifrig am Rätseln und Mitfiebern war! Einige der Auflösungen habe ich nicht vorhersehen können und war beeindruckt, wie genial diese Elemente vernetzt wurden!

Neben dem originellen und komplexen Worldbuilding kann Éléonore Devillepoix zudem mit ihren charmanten und eigensinnigen Charakteren glänzen. Zu Beginn hatte ich Bedenken, ob eine 13-jährige Protagonistin den Roman nicht zu kindlich machen würde - doch ganz im Gegenteil. Arka konnte mich mit ihrer rebellischen, aufmüpfigen und draufgängerischen Seite ebenso begeistern wie mit ihrer aufgeweckten Art, ihrem Mut und ihren waghalsig-kreativen Ideen.
Was den Magier Lastyanax betrifft, so hat sich dieser zunächst pflichtgetreu und langweilig anmutende Buchwurm, schnell als hochintelligenter und mutiger Ermittler entpuppt, was ihn und Arka zu einem eindrucksvollen Duo hat werden lassen. Es war sehr toll die beiden zu begleiten und zu beobachten, wie sich ihre Beziehung entwickelt.
Doch auch die Nebenfiguren haben diesem Roman viel Leben und Eigendynamik verliehen und mich oft zum Schmunzeln gebracht, allen voran das Hauspersonal von Lastyanax (deren Lungenvolumen manuell durch die Verkleinerung der Schriftgröße runtergeschraubt werden musste), dicht gefolgt vom Stallmeister Kaul und dem Titanen-Trio.

Jetzt schaue ich geschwind nach, wie lange ich noch auf die Übersetzung des zweiten Teils warten muss - ich freue mich und kann es kaum erwarten! Klare Leseempfehlungen an alle, die originelles Worldbuilding, eigensinnige Charaktere und einen komplexen Handlungsstrang schätzen. Dringende Empfehlung an alle Fans der "Spiegelreisende"-Reihe, die sich in Hyperborea bestimmt genauso wohlfühlen werden wie auf Ophelias Arche. 5 Sterne!