Ich habe wirklich erwartet, für dieses Buch mehr Begeisterung zu empfinden.

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jersy Avatar

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Beginnen wir aber erstmal mit dem Positiven: dem Worldbuilding. Hyperborea ist ein wunderbarer Schauplatz, an dem man sich sehr wohl fühlt und an dem an jeder Ecke etwas Faszinierendes zu erwarten ist. Die Beschreibungen lassen den Leser den Ort förmlich spüren und es kommt eine wirklich tolle Atmosphäre auf. Man lernt ein bisschen was über die Magie und Kultur, es wird aber noch Raum gelassen, um im nächsten Band darauf aufzubauen.

Eher neutral bewerte ich, dass das Buch doch stärker versucht, jüngere Leser anzusprechen, als erwartet. Vom verspielt, lockeren Schreibstil habe ich das schon teilweise gedacht, jedoch wirkte eine Handlung mit Politik und Mord nicht wie ein Kinderbuch auf mich. Tatsächlich fühlte es sich durch die Schulszenen und die Art, wie die abenteuerlichen Stellen geschrieben sind, eher so an wie viele Kindergeschichten und tatsächlich waren Ermittlungen und Politik auch gar nicht so ein großer Fokus, wobei ich dann beim Negativen wäre.

Ich würde zwar sagen, dass die Ermittlung die Haupthandlung war, aber der ganzen Geschichte fehlte ein Fokus und so kam jedes Element irgendwie zu kurz. Da hilft es dann nicht, wenn man das Gefühl kriegt, die Motivationen und Ziele der Protagonisten verlaufen sich irgendwie im Sand und dass die Figuren allgemein zu wünschen übriglassen.
Die Hauptpersonen sind ja noch ok: Arkas quirlige Art und Lastyanax, der zwar, um so mehr man ihn kennenlernt, immer weniger zum Sympathieträger wird, aber eine glaubwürdige Person ist. Jedoch fehlt es, besonders bei den Nebenfiguren, irgendwie an Tiefe und die Beziehungen der Charaktere zueinander kommen bei mir gar nicht so rüber, wie die Autorin sich das gedacht hat. Da fehlte es, sagen wir, an Zuneigung oder einer echten Verbindung. Dazu kommt, dass den Figuren gefühlt einfach alles zufällt was sie nicht mal wirklich wollen und man nie wirklich mitfiebert oder sich über Errungenschaften freut.

Eher eine persönliche Präferenz aber dennoch erwähnenswert: Es ist eher eine lockere Abenteuergeschichte als ein Roman über Politik, Mord und Intrigen, wie ich vorher dachte, und diese Art von Geschichte reißt mich oft nicht so vom Hocker. Einige Szenen haben wirklich Spaß gemacht, aber es kamen auch viele Elemente und Klischees vor, die ich persönlich einfach nicht mehr lesen möchte. Das ist wirklich subjektiv, aber es fühlt sich nicht wie ein Buch aus diesem Jahrzehnt an. Es sind Kleinigkeiten, aber so Dinge wie der Klassenkamerad, der ein Mädchen ärgert, weil er sie mag oder die Art, wie Personen, z.B. ein Übergewichtiger, beschrieben werden, sehe ich so nicht mehr als zeitgemäß.

Es wird genug Leser geben, die diese Sachen nicht stören, und die von der Magie und dem Abenteuer mitgerissen werden, für mich, als Vielleserin, die vor allem von vielschichtigen Figuren fasziniert sein und durch Bücher Neues erleben will, war es leider nichts.