Detective Hunters persönlichster Fall – ungewohnt aber fesselnd!

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smartie11 Avatar

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Meine Meinung:
Mit „Die stille Bestie“ legt Bestseller-Autor Chris Carter den mittlerweile sechsten Fall seines Profilers Robert Hunter vor, der diesmal ganz ohne seinen Partner Carlos Garcia auskommen muss. Auch ist Hunter diesmal nicht für das L.A.P.D. tätig, sondern wird kurzerhand vom FBI „ausgeliehen“. Doch das ist des Neuen noch nicht genug: Während die bisherigen Fälle eindeutig von der Jagd nach dem Täter „dominiert“ werden, setzt Carter diesmal auf ein ganz anderes Stilelement: Das psychologische Kräftemessen zweier Ausnahme-Charaktere. Weite Strecken dieses Buches spielen sich auf sehr begrenztem Raum und „rein verbal“ ab, so dass man schon fast ein Theaterstück daraus machen könnte. Entsprechend habe ich sowohl die Spannung als auch das Tempo als deutlich geringer als in vorherigen Hunter-Fällen wahrgenommen. Dafür erhält der Leser einen sehr, sehr tiefen Einblick in die Vergangenheit von Robert Hunter. So nah ist man Carters Protagonisten zuvor noch nie gekommen und für Fans dieser Reihe ist „Die stille Bestie“ somit sicherlich ein absolutes „Muss“. Trotz geringerer Spannung ist dieser Thriller durch das „psychologische Kräftemessen“ dennoch sehr fesselnd. Dies alles ist sicherlich nicht jedermanns Sache, mir persönlich hat es aber gefallen.

Gleichzeitig liefert Chris Carter extrem tiefe Einblicke in die seelischen Abgründe eines Ausnahme-Psychopathen. Hierzu sollte man wissen, dass Carter forensische Psychologie studiert und viele Jahre die Staatsanwaltschaft beraten hat. Darüber hinaus schreibt Carter selbst, dass in diesem Thriller „große Teile der Handlung auf Tatsachen beruhen und die Figuren auf Personen, mit denen ich während meiner Zeit als forensischer Psychologe in Kontakt gekommen bin“. Wenn man sich dies nach Beendigung des Buches nochmals vergegenwärtigt, wird das Buch noch verstörender, als es ohnehin schon ist.

Wie bereits geschrieben, kommen Spannung und Tempo erst ca. im letzten Drittel des Buches auf (dafür aber umso mehr!), was allerdings dem „Konzept“ dieser Story geschuldet ist. Dennoch ist es Carter mehrmals erfolgreich gelungen, mich mit seinen Wendungen zu überraschen. Bei einer seiner unvorhergesehenen Entwicklungen war ich allerdings regelrecht enttäuscht, da es mir in dem Moment zu unrealistisch erschien, was gerade passiert war. Doch auch ist war Carter Profi genug, wenig später eine plausibel klingende Erklärung zu liefern, Respekt!

FAZIT:
Verstörend, immer wieder überraschend und im ca. letzten Drittel auch richtig spannend und temporeich. Für Fans der Robert Hunter-Reihe ein absolutes Muss: Niemals gab es tiefere Einblicke in seine Vergangenheit!