Die Stille nach dem Lesen...

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bücherwurm2612 Avatar

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In ihrem Debütroman „Die Stille nach dem Schrei“ erzählt Isolde Sammer die Geschichte zweier Frauen, die auf der Suche nach der Wahrheit und Glück auf das pure Grauen stoßen.

Martin steht vor Gericht. Er wird angeklagt seinen 15-jährigen Stiefbruder Jonas getötet zu haben. Er behauptet, dass er Jonas beim sexuellen Missbrauch und Mord an einem kleinen Jungen beobachtet und ihn daraufhin im Affekt getötet hat. Zudem soll sein Vater ihn als Kind missbraucht haben. Alle, der Richter, die Psychologen und die Öffentlichkeit glauben dem smarten Martin. Er wird freigesprochen. Irene, Martins Stiefmutter, glaubt diese offizielle Version allerdings nicht. Sie kann sich nicht vorstellen, dass ihr geliebter Sohn Jonas zu dieser Tat fähig ist. Auch glaubt sie nicht, dass ihr Mann Joachim, der vor ein paar Jahren an einem Herzinfarkt verstarb, seinen leiblichen Sohn Martin missbraucht haben soll. Irene zweifelt an den Aussagen ihres Stiefsohns und begibt sich, zusammen mit dem leitenden Ermittler Schneider, auf die Suche nach der Wahrheit… Tina ist eine junge und naive Abiturientin. Schon seit Jahren wird sie aufgrund ihrer Brandnarben im Gesicht von ihren Klassenkameraden gemieden. Nur ihr vierjähriger Bruder Benny, den sie über alles liebt, hält zu ihr. Vor ein paar Jahren verliebte Tina sich in Martin, als dieser sie vor Klassenkameraden verteidigte. Tina glaubt an Martins Unschuld und ist erleichtert über seinen Freispruch. Sie sucht Martin daraufhin auf in der Hoffnung die große Liebe zu finden und lässt sich auf den charismatischen Jungen ein. Dabei merkt sie nicht, dass sie sich und auch andere in eine große Gefahr begibt…

Dieser Psychothriller, der im heutigen Berlin spielt, erzählt das Schicksal einer Familie, insbesondere eines Jungen, das gar nicht so ungewöhnlich erscheint.

Ein kleiner Junge fühlt sich ausgegrenzt, ungeliebt und alleine. Er lässt niemanden an sich ran und baut keine liebevollen Beziehungen zu anderen Menschen auf. Aber reicht diese traurige Kindheit, um sich zu einem gewissenslosen Mörder zu entwickeln? Sind seine Eltern und ihre Erziehung an Martins kranker Persönlichkeit Schuld? Oder gibt es dafür gar eine genetische Veranlagung? Und wie kann es sein, dass ein junges, schüchternes Mädchen so blind vor Liebe ist, dass sie vor vielen grausamen Sachen einfach die Augen verschließt? Die Rollen Gut und Böse sind von Anfang an klar verteilt. Die entscheidende Frage ist daher warum sich alles so entwickelt hat. Um diese Frage zu beantworten, beleuchtet die Autorin die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln: der von Irene, Tina und Martin.

Auf den ersten Blick erscheint „Die Stille nach dem Schrei“ vielleicht wie ein typischer Psychothriller. Er ist spannend geschrieben und liest sich daher auch sehr flüssig. Ein richtiger Pageturner eben, den man gar nicht aus den Händen legen mag. Allerdings wird in dem Buch kein Täter gesucht, wie es gewöhnlich bei Thrillern der Fall ist, sondern es wird eine Antwort zu dem „Warum“ gesucht. Das Buch macht einem auch klar, dass so etwas jederzeit überall passieren kann, vielleicht sogar im eigenen Umfeld. Und das ist das Erschreckende. Somit ist es eine Geschichte, die einen zum Nachdenken anregt.

„Die Stille nach dem Schrei“ ist ein sehr spannender Psychothriller, der für schlaflose Nächte sorgt, allerdings auch einen ernsten Hintergrund hat.