Ein persönlicher Albtraum

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justm. Avatar

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Eine Mutter verliert ihr Kind. Was kann es schlimmeres geben?

 

Vielleicht, wenn alle Welt glaubt, daß dein Kind getötet worden ist, weil es vorher ein anderes Kind getötet hat und der Mörder deines Kindes wiederum dein Stiefkind ist!?

 

Diesen Albtraum erlebt Irene Werneck. Ihr Stiefsohn Martin hat ihren Sohn Jonas getötet, behauptet aber die Tat geschah nur aufgrund der Tatsache, daß Jonas vorher einen anderen Jungen gequält und danach bestialisch ermordet hat.

Während Irenes Welt auseinanderbricht und sie nicht mehr weiß, wem oder was sie glauben kann, wird Martins Tat als Körperverletzung mit Todesfolge eingestuft und zu einem halben Jahr Gefängnis verurteilt, das er im Rahmen der Untersuchungshaft bereits abgesessen hat. Und ohne, daß Irene etwas dagegen tun kann, wohnt Martin, ihr Stiefsohn und Mörder ihres Sohnes, auf einmal wieder mit ihr unter einem Dach - etwas womit sie sich nur schwer abfinden kann.

 

Und so versucht Irene auf eigene Faust herauszufinden, wie sich die Geschichte, die Martin erzählt tatsächlich zugetragen hat. Mit Hilfe des damals bereits ermittelnden Kommissars Schneider geht sie neuen Spuren nach. Und schon bald stellt sich heraus, daß an Martins Geschichte etwas nicht stimmen kann.

 

Irenes Spurensuche ist eine Reise in ihre eigene Vergangenheit, die Vergangenheit, in der sie, Martin und Jonas sowas wie eine Familie waren. Es ist eine Reise in die Untiefen der menschlichen Seele; eine Reise, die zeigt, wozu Menschen im Stande sind; eine Reise, die die Abarten und Perversitäten menschlichen Handels beleuchtet und die für Irene nur schwer zu ertragen ist.

 

Es gibt viele Fragen, die Irene beschäftigen und die im Laufe von Isolde Sammers Buch „Die Stille nach dem Schrei“ auch mehr oder weniger beantwortet werden: Während der Großteil des Buches von einem Erzähler wiedergegeben wird, taucht zwischenzeitlich auch immer wieder eine Erzählung aus der Ich-Perspektive auf. Letzten Endes fügen sich die einzelnen Teile aber zu einer Geschichte zusammen, die so für den Leser (und auch Irene) Licht ins Dunkel der Vergangenheit bringen!

 

 

Auf ein paar Seiten weniger, wäre diese Erleuchtung sicherlich auch machbar gewesen. So wirkt z.B. die „Romanze“ zwischen Irene und dem Kommissar ein wenig gewollt und gezwungen. Und auch das Ende ist ein bißchen zu sehr gedrungen. Man merkt letzten Endes deutlich, daß Sammer vor allem als Drehbuchautorin für die deutsche Krimi-Landschaft aktiv war und so liest sich „Die Stille nach dem Schrei“ auch mehr als durchschnittlich guter Krimi, denn als Thriller.