Gefühle, erlernt wie eine Fremdsprache und doch zerbrochen...

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Isolde Sammer, Fernsehzuschauern als Drehbuchautorin einiger Krimiserien bekannt, wagt sich in "Stille nach dem Schrei" an ein sehr heikles und aktuelles Thema heran: Pädophilie. Nach der Entlassung aus dem Gefängnis, wo er wegen Mordes an seinem Bruder einsaß, zieht Martin Werneck zurück zu seiner Stiefmutter Irene Werneck. Ungestillt ist scheinbar aber immer noch sein Verlangen - jedoch nicht nach Frauen, sondern nach Kindern, bzw. Jungs. So reagiert er scheinbar auf die Annäherungsversuche von Tina Mahlknecht, einer ehemaligen Schulkameradin, aber erst nachdem er durch Nachfragen herausgefunden hat, dass der Kindersitz auf ihrem Rad ihrem jüngeren Bruder Benny gehört. Wem gilt sein wahres Interesse nun? War er wirklich unschuldig im Gefängnis? Ist er Opfer und Täter zugleich, da er behauptet, sein Vater hätte ihn als Kind misshandelt? Tina glaubt an ihn und verliebt sich blindlings. Sie wird auch nicht wirklich misstrauisch, als er sie bittet, sich ihre Haare abzuschneiden, sich wie ein Junge zu kleiden und zu enthaaren. Erst als Martin sie um weitere merkwürdige Gefallen bittet und sich ihr immer weiter öffnet und offenbart, beginnt sie langsam zu erwachen – leider ist es schon 5 vor 12. Zum Glück sind Martins Stiefmutter und der Kommissar auch nicht untätig geblieben und ihnen dicht auf den Fersen...- Der Thriller liest sich flüssig, fesselnd und sehr abschreckend, die Autorin springt zwischen 2 Perspektiven (dem "Opfer" Tina und einer allwissenden Erzählerin) hin und her. Diese zwei Stränge erhöhen die Spannung und spiegeln den inneren Konflikt Tinas eindrücklich wieder, ihre Zerrissenheit zwischen Zuneigung und Abscheu. Obwohl das Buch den Untertitel "Psychothriller" trägt, ist die Story doch für geübte Krimileser etwas vorhersehbar, dennoch spannende Unterhaltung, die man gerne in einem Rutsch lesen möchte, um seine Vermutungen bestätigt oder widerlegt zu sehen. Ich persönlich begrüße, dass inzwischen auch deutsche Verlage, selbst im Taschenbuch, inzwischen haptisch erfahrbare Reliefcover auf den Markt bringen, die ein echter Blickfänger sind und die man sich auch gerne ins Bücherregal stellt.