Was geschah wirklich?

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readpassion9 Avatar

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Was geschah wirklich? Martin erschlägt in blinder Raserei seinen Halbbruder Jonas, als er beobachtet, wie dieser einen kleineren Jungen tötet. Letztendlich lässt es sich nicht eindeutig beweisen wer den anderen Jungen tötete und es gilt "im Zweifel für den Angeklagten". Jonas Mutter Irene zweifelt daran, dass ihr Sohn zu so einer Tat fähig ist und hegt den Verdacht, dass Martin beide Jungen getötet hat. Denn Martin war schon als Kind anders als andere Kinder, sie hat nie wirklich Zugang zu ihm gefunden.

 

Wie viele andere Straftäter hat auch Martin seine "Groupies", Mädchen und Frauen die an seine Unschuld glauben und es spannend finden, einem Mörder Briefe zu schreiben. Doch Tina ist anders - sie hat Martin vor Jahren flüchtig kennengelernt, als er sie mutig vor größeren Jungs beschützt hat. Damals war er ihr Held. Als sie ihn im Fernsehen wiedersieht, fühlt sie sich immer noch zu ihm hingezogen und nimmt Kontakt zu ihm auf.

 

Schon in der Leseprobe wird deutlich, wer die Morde wirklich begangen hat, dass Martin die große Show abzieht, in Wahrheit aber wirklich schlimme, abartige Phantasien über kleine Jungs hat. Irene hat das Schlimmste erlebt, was einer Mutter passieren kann. Sie verliert ihr Kind und sieht sich auch noch damit konfrontiert, als Mutter versagt zu haben. Dabei hat sie keinen Partner mehr, der ihr hilfreich und tröstend zur Seite steht, da ihr Mann schon vor Jahren verstorben ist. Irene plagen Selbstzweifel, sie zweifelt am Tathergang und macht es sich zur Mission, die Wahrheit herauszufinden. Die Suche führt sie weit zurück in die Vergangenheit und Kindheit von Martin und nach und nach findet sie immer mehr Anzeichen, dass mit Martin etwas nicht stimmt. Anzeichen, die sie damals nicht wahrhaben wollte bzw. auf die leichte Schulter nahm.

 

"Die Stille nach dem Schrei" hat mich auf seine Art berührt, wie lange kein Buch mehr. Was zum einen daran liegt, dass der Schreibstil brutal offen, nicht drumherum sondern sehr direkt ist, so dass sich das Buch fast wie ein Tatsachenbericht, die Niederschrift eines Lebensberichtes liest und nicht wie Fiktion. Abstoßend, schrecklich aber auch von einer morbiden Faszination sind die Eindrücke, die man in die Seele eines jungen Erwachsenen bekommt, der anders tickt als "normale" Jugendliche und sich zu einem Pädophilen und Mörder entwickelt. Erschreckend auch, wie leicht sich Tina in den Bann von Martin ziehen lässt, bevor für sie das schreckliche Erwachen kommt.

 

Die Handlung wird aus der Sicht verschiedener Personen erzählt, so erhält man Einblicke in die Denkweise der einzelnen Personen und die Geschichte bleibt spannend und abwechslungsreich. Die Autorin schafft Spannung durch das Geständnis bzw. den Brief, den Tina an den Kommissar schreibt. Abwechselnd kommen durch dieses Geständnis Details ans Licht, doch erst gegen Ende wird aufgeklärt, wie es zu diesem Geständnis kam. Der Weg dorthin und die Aufklärung der Morde sind fesselnd, ich hatte das Buch in zwei Tagen durch, weil ich es nicht mehr beiseite legen konnte.

 

Mein Fazit: Ein super spannender Psychothriller der unter die Haut geht, aber nichts für Leute mit schwachen Nerven, zu realistisch ist die Schilderung der Taten und Gedanken des Täters.  Aber für Fans des Genres eine super spannende Lektüre  - ich freue mich schon auf den nächsten Roman von Frau Sammer.