Weiße, absolute Stille

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
fino Avatar

Von

Der Psychothriller handelt von Martin, der zu Beginn in Untersuchungshaft sitzt. Er hat seinen jüngeren Halbbruder getötet, angeblich im Affekt, weil dieser einen anderen Jungen gequält und getötet hat. Das Gericht glaubt ihm, und er wird wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt. Das halbe Jahr Gefängnis war mit der Untersuchungshaft abgegolten, so dass er sofort wieder nach Hause kann. Die Geschichte wird nicht nur aus seiner Sicht erzählt, sondern auch aus der seiner Stiefmutter Irene, die mit der schwierigen Situation fertig werden muss, dass ihr Sohn tot ist, ihr Mann angeblich Martin missbraucht hat, wie dieser im Prozess angeben hat, und Martin nun wieder bei ihr im Haus lebt. Sie ist nicht von seiner Unschuld überzeugt und versucht auch mit Hilfe des Polizisten Schneider, mehr herauszufinden.

 

Außerdem wird das Geschehene von Tina erzählt. Sie wurde als Dreizehnjährige von zwei Jungs aus ihrer Klasse blöd angemacht und dann von Martin gerettet. Den anschließenden Kuss hat sie nie vergessen und sucht Martin nach seiner Entlassung auf. Sie verliebt sich in ihn und gerät in seinen Bann. Ihre Schilderung ist in Form eines Berichts an Herrn Schneider geschrieben. Gleich am Anfang gibt sie an, dass sie ihren 19. Geburtstag in drei Wochen nicht mehr erleben wird und mit diesem Geständnis ihren Bruder Benny retten will. Da sie ihren Bericht rückblickend schildert, kann sie Andeutungen auf etwas Schlimmes machen, das noch geschehen wird.

 

Das Buch war von Anfang an sehr spannend und in einem Stil geschrieben, dass ich es kaum noch aus der Hand legen konnte. Es haben sich sofort mehrere Fragen gestellt (Hat Martin seinen Bruder wirklich nur im Affekt getötet?, Warum wird Tina bald sterben?, Hat der Vater seinen Sohn missbraucht?, Was wird noch schlimmes geschehen?), auf deren Lösung ich gespannt gewartet habe. Auch wenn relativ früh klar ist, was geschehen ist, verliert das Buch nicht an Spannung. Der Thriller kommt praktisch komplett ohne Gewalt und blutige Szenen aus und ist trotzdem sehr spannend. Es geht mehr um die Gefühle und Gedanken der beteiligten Personen, die Isolde Sammer sehr gut darstellt. Beim Leser entsteht ein Gefühl aus Angst und Beklemmung. Der Titel des Buches ist gut gewählt und hat einen unmittelbaren Bezug zum Inhalt, der sich gegen Ende offenbart. Leider wurde einer meiner Fragen nicht beantwortet, ansonsten fand ich den Thriller absolut gelungen. Gut gefällt mir das Cover mit der erhabenen Schrift und dem Auge, in dem sich eine Person spiegelt.