Fesselndes Schicksal

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lunamonique Avatar

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„Die stille Tochter“ ist Band 4 der Kommissar Tommy Bergmann-Thrillerreihe von Autor Gard Sveen. Der erste Band der Serie „Der letzte Pilger“ wurde u.a. mit dem skandinavischen Krimipreis „Glass Key Award 2014“ ausgezeichnet.

Vor 34 Jahren ist die ehemalige DDR-Bürgerin und KGB-Agentin Christel Heinze verschwunden. Ihr Schicksal ist bis heute ungeklärt. Ein Angler entdeckt eine Leiche. Handelt es sich um die Vermisste? Kommissar Tommy Bergmann erhält einen Auftrag gegen alle Gesetze und sticht mit seinen Alleingängen in ein Wespennest.

Der Thriller pendelt zwischen Vergangenheit und Heute. Gleich beim ersten Kapitel wird das Ende nur angedeutet und bleibt offen. Kann eine brenzlige Situation entschärft werden? Interessant sind auch die Rückblicke in Christel Heinzes Leben. Eine Begegnung verändert alles. Wer wurde ihr zum Verhängnis? Von Anfang an wirken Zusammenhänge und das Verwirrspiel kompliziert. Gleich mehrere undurchsichtige Charaktere setzen nach und nach Spekulationen in Gang. Wer verfolgt welchen Plan? Warum musste Christel sterben? Das Damals ist leichter zu verfolgen als das Heute. Es geht um Macht, Geheimnisse, Liebe, Lügen, Verrat. Das Gespinst aus Geheimdienst und Spionage erschwert den Überblick. Ein gefährlicher Gegner bleibt im Dunkeln. Nach dem ersten Kapitel bleibt die Spannung über lange Strecken eher auf niedrigem Niveau. Erst als Tommy Steine in den Weg geworfen werden und er bei seinen Ermittlungen mehr und mehr auf sich allein gestellt ist, nimmt der Thriller an Fahrt auf. „Es wäre sicher das Beste, den verfluchten Fall loszuwerden. Das alles war ein schreckliches Labyrinth, und er war sich nicht mal sicher, ob er den Eingang gefunden hatte. Geschweige denn den Weg zum Ausgang.“ Christels Schicksal fesselt mehr als das Verwirrspiel. Nicht nur sie fungiert als Schlüsselfigur sondern auch der ominöse Unbekannte. Mit den Emotionen zum Schluss und einem überraschenden Auftritt berührt die Vergangenheit. Die Auflösung zu den Hintergründen ist keine große Überraschung. Gut gewählt ist Norwegen als Hauptkulisse. Die kalte, düstere Jahreszeit passt zur Geschichte.

Der Titel weckt die Neugierde, bezieht sich aber zu wenig auf den Kern der Geschichte. Der schwarze Hintergrund und die Grauschattierungen in der weißen Schrift unterstreichen das Thriller-Genre. Auffällig ist ein Fehler im Klappentext. Arvid Storholt ist nicht Christel Heinzes große Liebe. „Die stille Tochter“ erfüllt nicht ganz die hochgeschnellten Erwartungen. Mehr packende Szenen und Wendungen wären drin gewesen. Trotzdem ein unterhaltsamer Thriller. Zu viele Lesepausen lassen einen den Überblick verlieren.