Gefährliches Spiel

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
matheelfe Avatar

Von

„...Wird man nicht von etwas anderen verrückt, raubt einem die Gegenspionage den Verstand. Freunde sind Feinde, Feinde sind Freunde, Wahrheit ist Lüge und Lüge Wahrheit...“

Arvid Storholt hat sich vor15 Jahren ein Gesindehaus in Norwegen gekauft. Er ist ein vorsichtiger Mann. Als es am Abend klingelt, schickt er seine Frau zur Tür. Es könnte der benachbarte Bauer sein. Wenige Minuten sind beide tot, Arvid und seine Frau.
Vier Monate vorher wurde in einem See bei Enebakk das Skelett einer Frau gefunden. Gibt es zwischen den Fällen einen Zusammenhang?
Die Polizei hatte die Ermittlungen zum Tod der Frau schon eingestellt, als plötzlich auf ihren Grab ein Blumenstrauß mit einer Karte liegt. Tommy Bergmann rollt den Fall neu auf. Plötzlich wird die Geschichte sehr weit oben angesiedelt. Ein ehemaliger Geheimagent und ein Politiker kontaktieren Bergmann.
Der Autor hat einen spannenden Thriller geschrieben. Er führt mich tief in die Welt der Spionage.
Der eigentliche Hintergrund der Geschichte beginnt im Jahre 1973 in Oslo. Die 17jährige Christel Heinze gehört zur Schwimmmannschaft der DDR. An diesem Tag setzt sie sich von ihren Kameraden ab und verschwindet.
Der Roman wird nun in zwei Handlungssträngen erzählt. Zum einen darf ich das Leben von Christel bis zu ihrem Tod verfolgen, zum anderen sehe ich Tommy bei seinen Ermittlungen zu.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Trotzdem hätte ich mir an einigen Stellen eine Straffung gewünscht, denn das hätte dem Spannungsbogen gut getan.
Christel muss sehr schnell erleben, dass ihr Traum von Freiheit seine Schattenseiten hat. Der Kontakt zur Familie bricht ab, bei der Verwandtschaft ist sie nur geduldet. Sie geht zum Studium nach Norwegen. Wie es dazu kam, bleibt für mich allerdings im Dunkeln. Dort lernt sie die Einsamkeit kennen. Für viele ist ihr Handeln nicht nachvollziehbar. Die USA verstrickt sich gerade in den Vietnamkrieg. Dann nimmt ihr Leben eine unerwartete Wendung. Wenige Jahre später begreift sie, dass sie nur Objekt in einem Spiel der Mächtigen war. Sie formuliert das so:

„...Erst nach ein paar Wochen, als ihr klar war, dass die Amerikaner sie nicht fallen lassen würden, war ihr bewusst geworden, dass diese sich ebenso wenig um ihr Leben scherten wie die Russen...“

Das Buch konfrontiert mich mit Spionage und Gegenspionage, Manipulation, Verrat und Intrige. Keinem ist zu trauen. Das Eingangszitat bringt das Problem präzise auf den Punkt.
Tommy sticht bei seinen Ermittlungen in ein Wespennest. Plötzlich wollen die Verantwortlichen, dass er die Finger von dem Fall lässt. Es könnte Dinge zutage kommen, die man lieber unter dem Teppich hält. Tommy kann nun nicht mehr einschätzen, wer Freund und Feind ist. Doch der Fall lässt ihn keine Ruhe.
Der Polizist selbst bleibt mir zum Teil ein Rätsel. Ich erfahre nur wenige Bruchstücke aus seiner bewegten Vergangenheit. Was ihn warum nach Norwegen gebracht hat, bleibt im Dunkeln.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Abschließen möchte ich mit dem Zitat des norwegischen Politikers Christian Wessel.

„...In dem Chaos, dass die sogenannte Demokratie mit sich bringt, sind es Menschen wie ich, wie meine Familie, die sich Macht und Geld sichern, während der einfache Mann auf der Straße brav seine Steuern zahlt und schon zufrieden ist, wenn er einen schönen Film im Fernsehen findet oder von den sozialen Medien gefesselt wird, mit denen die Amerikaner die Welt betäuben...“