Spannend, aber schwer reinzukommen

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kleincaro89 Avatar

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Das Buch spielt zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten: zum einen im Hier und Jetzt, als in einem See die Überreste einer Frauenleiche gefunden werden; zum anderen vor vielen Jahren, als die ostdeutsche Sportlerin Christel Heinze einen Wettkampf in Oslo als Chance sieht, aus ihrem Heimatland zu entkommen.
Während die lang zurückliegende Geschichte gefühlt zunächst immer verworrener wird und immer mehr Personen zu Tage fördert, so befasst sich die Geschichte der heutigen Zeit damit, das spätere spurlose Verschwinden von Christel aufzudecken.
Beide Geschichten führen in die Tiefen des sowjetischen Geheimdienstes, in verhängnisvolle Absprachen und Zugeständnisse und in die bei manchen Menschen trotz allem noch nicht verlorene Menschlichkeit.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten und einer Story, die mich persönlich zunächst nicht vollends angesprochen und begeistert hat, hat es der Autor Gard Sveen über das Buch hinweg geschafft, mich anzusprechend. Von Seite zu Seite findet man die Sympathien zu manchen Charakteren, versteht das Handeln anderer Personen und entdeckt zuletzt den Zusammenhang zwischen allein Kleinigkeiten, die zuvor so weit entfernt waren.
Dennoch ist das Buch kein einfaches, wird der Leser doch in die Abgründe der DDR und der Sowjetunion hineingezogen. Wer einen leichten Sommerroman oder Sommerkrimi möchte, der sollte zu etwas anderem greifen; wer es allerdings ein wenig komplexer mag, für den ist „Die stille Tochter“ vielleicht genau das richtige.