Ökohorror-Zukunftsvision

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Der Klappentext von "Die Stimme der Kraken" liest sich wie einer dieser futuristisch angehauchten High-Concept-Katastrophenthriller, wie sie früher mal gern von Michael Crichton gekommen wären, aber die (leider sehr kurze) Leseprobe des Romans beweist ziemlich eindeutig, dass der Text dann doch sehr viel näher am Cutting-Edge-Stil des Tropen-Verlags liegt als vermutet - womit Fans dieses wirklich innovativen und modernen Labels schon mal nichts falsch machen können. Belletristische Themen im Genremix, zugänglich erzählt: In den letzten Jahren hatte Tropen immer ein gutes Händchen für spannende neue Literatur, und Ray Naylers "Kraken" sind da keine Ausnahme. Naylor hält die harte Science Fiction zugunsten einiger philosophischer Beobachtungen weitgehend zurück, findet aber immer dann wieder in die Handlung, wenn allzu lyrische Momente den Lesefluss ausbremsen. Das kann auch im Laufe des Buches nach hinten losgehen, aber in der Leseprobe findet Naylor eine ausgezeichnete Balance zwischen den Elementen. Das fesselt den geneigten Leser zwar anfangs noch nicht an die Charaktere, begeistert dafür aber alternativ mit einem federleichten Worldbuilding, das technologische Zukunft (ohne komplizierte Fachbegriffe und übersteigertes SciFi-Babble) und schwüles südostasiatisches Milieu mit wenigen Federstrichen (und einem ganz kleinen Hauch "Blade Runner") überzeugend darzustellen weiß. Macht definitiv Laune auf mehr.