Ich denke, also bin ich

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murksy Avatar

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Der Öko-Thriller spielt in einer nicht näher definierten Zukunft. Menschen werden teilweise versklavt, stehen unter der Kontrolle von mächtigen Konzernen, die Ressourcen, die noch übrig sind, werden gnadenlos ausgebeutet. Künstliche Intelligenz übernimmt viele Aufgaben der Menschen, ganze Fischfangschiffe werden von KI gesteuert. Auf einer einsamen Insel, die von einem Konzern gekauft wurde, existiert sogar der erste menschenähnliche Android. Ausgestattet mit dem Wissen der Welt und einem Bewusstsein wurde er zu einer angsteinflößenden Bedrohung, verbringt nun seine Zeit im Exil. Eine andere, intelligente Wesenheit ruft den Konzern auf den Plan, eine Wissenschaftlerin auf die Insel zu schicken. Ihre Arbeit über Meerestiere, speziell von Kraken, macht sie zur idealen Besetzung für die Forschung. Doch was sie vorfindet, sprengt alles, was sie sich je zu erhoffen wagte.

Das Buch behandelt auf verschiedenen Ebenen mehrere Fragestellungen der Menschheit. Was macht das Wesen einer intelligenten Daseinsform aus? Wann kann man von einem eigenständigen Bewusstsein sprechen? Wie kann es uns gelingen, mit anderen denkenden Lebensformen Kontakt aufzunehmen? Probleme, die von Wissenschaftlern und Philosophen schon lange diskutiert werden. Der Aspekt der Umweltzerstörung, der Überbevölkerung, des Artensterbens bilden dabei eher den Hintergrund, als das Hauptthema des intelligent geschriebenen Buches. Wie weit dürfen wir gehen? Gibt es eine KI, die tatsächlich selbständig agieren kann und sich entwickelt? Das sind existenzielle Fragen, die akuter sind, denn je. Das Buch zeigt sehr gut die Problematik auf, die mit diesen neuen Technologien aufkommt. Ein weiterer Aspekt des Buches ist vielleicht noch interessanter. Wie viel Intelligenz gestehen wir anderen Arten auf dem Planeten zu? Was der Forschung und dem Verständnis im Wege steht, ist die Vermenschlichung der Tiere und Pflanzen. Wenn wir von denken und fühlen sprechen, nehmen wir zumindest unterbewusst immer das menschliche Wesen als Grundlage. Der Gedanke, dass ein Tier Intelligenz hat, sich selbst und auch andere Lebewesen wahrnimmt, endet fast immer damit, dass wir versuchen, den Tieren unsere Symbolik, Sprache und Gefühlswelt eigen zu machen. Verständlich, aber nicht zielführend. Der Krake, mit seinen 9 Gehirnen ist so etwas wie ein Außerirdischer für uns. Seine Lebensweise und Fähigkeiten sind von unserer so weit entfernt, dass es uns Angst macht. Auch in dem Buch unterliegt die Wissenschaft dem Fehler, mit Symbolen verstehen zu wollen, wie diese Tiere denken. Doch wie wollen wir die Tiere verstehen, wenn wir zum Beispiel nicht ein mal 20 Prozent unseres Gehirns verstehen?
Das Buch geht mit der spannenden und komplexen Fragestellung teilweise sehr philosophisch um. Der Wert der Sprache für die Entwicklung unserer Spezies wird hervorragend dargestellt. Wir denken, weil wir sind und wir sind, weil wir denken. Doch ohne die Möglichkeit einer umfassenden Kommunikation ist es unmöglich, Wissen, Gedanken und Probleme zu verarbeiten. Das Buch ist eine sehr tiefgründige Analyse dieser Problematik, versteckt unter dem werbewirksamen Mantels eines Thrillers. Ein lohnendes Buch, das vielleicht ein wenig Verständnis schafft für die Vielfältigkeit dieser Welt und aufzeigt, dass wir sehr vorsichtig ein sollten, wenn wie gewisse Grenzen überschreiten wollen.

Diese Rezension ist eine Privatmeinung, ohne KI erstellt. Kopie, auch in Auszügen, unterliegt dem Urheberrecht.