Atmosphärisch stark, dramaturgisch unbefriedigend
“Die Stimme im Licht” ist ein Prequel und Einzelband zu Kornelia Schmids “Herrscher des Lichts”-Trilogie. Nachdem ich die ersten beiden Bände gelesen habe und der dritte noch auf mich wartet, würde ich sagen, dass diese Vorgeschichte, die den Ursprung der Magie behandelt, unabhängig lesbar ist. Dabei kann ich aber natürlich noch nicht beurteilen, ob das Buch Spoiler für den letzten Band enthält.
Erschienen ist diese Vorgeschichte, im Gegensatz zur Trilogie, im Selbstverlag. Leider merkt man das aufgrund der vielen Tippfehler und der vereinzelt inkonsistenten Ortsnamen auch und der Lesefluss leidet stellenweise doch auffällig. Ansonsten habe ich die Sprache der Autorin wieder sehr genossen. Schmids Stil ist schön und bildlich, bleibt aber trotzdem prägnant und fokussiert. Mit seiner charakteristischen Nonchalance sticht er frisch und unkonventionell aus der üblichen Massenware angenehm hervor.
Das Setting wartet wieder mit eindrücklichen Naturkulissen auf, die sich beim Lesen weit über die Beschreibungen hinaus in meinem Kopf entfaltet haben - die Orte sind lebendig und magisch, bewohnt und faszinierend. Nur der Steinzeitvibe ist bei mir nicht so recht angekommen. Einerseits begegnet man vielen interessanten Details, die sich stimmig und im guten Sinne irgendwie anders als gewohnt anfühlen. Auch die Kultur der Stämme fand ich grundsätzlich interessant, wenn auch etwas sehr einheitlich. Andererseits irritierte es mich immer wieder, wie überlebensunfähig und unvorbereitet für das Leben in der Natur die Charaktere mitunter sind. Für Menschen, die ihr Leben lang in der Wildnis gelebt haben, war das immer mal wieder befremdlich.
Viele spannende Ansätze gibt es wieder bei den Figuren. Insbesondere die vier Perspektivfiguren, aber auch die Nebencharaktere, sind interessant und vielschichtig angelegt und weichen im Konzept stark vom üblichen Mainstream ab. Man könnte hier fast von einer Underdog-Story sprechen. Sie sind jung, unerfahren und fehlerhaft - sehr sympathisch. Sie bewegen sich aber stellenweise auch an der Grenze zu trottelig, was mir manchmal etwas zu viel des Guten war. Ihre Motivationen und Hintergründe sind nicht von Anfang an offenbar und entwickeln sich im Verlauf der Geschichte. Nur Fullos Hintergrund blieb mir irgendwie rätselhaft, unschlüssig und ein wenig unglaubwürdig. Hervorzuheben sind aber besonders die Entwicklungen der Figuren. Schmid gibt ihnen Prämissen und Vorstellungen mit, nach denen sie handeln. Aber sie lässt ihnen Raum und Gelegenheit, diese zu überdenken und weiter zu entwickeln. Diese Entwicklungen sind sowohl logisch, als auch interessant zu verfolgen. Insbesondere da diese Differenzierung auf der Seite stattfindet und den Leser:innen damit Gelegenheit gibt, die Auseinandersetzung selbst nachzuvollziehen.
Womit ich gar nicht warm geworden bin, ist der Plot - jedenfalls nicht für die ersten zwei Drittel des Buches. Ich empfand das ständige Hin und Her von A nach B und wieder zurück der Figuren als äusserst zäh, geistig ermüdend und ziellos. Vieles hat sich nach Wiederholung des immer Ähnlichen angefühlt. Dazu kommt, dass die zeitlichen Abläufe und Abstände für mich oft keinen Sinn ergaben oder zumindest nicht nachvollziehbar waren. Unstimmig und merkwürdig waren für mich auch die vielen zufälligen Begegnungen in der weiten Wildnis des Settings. Zum Schluss hin wurde es dann aber doch noch spannend und fulminant - die Auflösung war überraschend und für mich stimmig. Zwei Epiloge waren dann aber zu viel des Guten für mich - irgendwann muss die Geschichte fertig sein.
“Die Stimme im Licht” ist ein interessantes Projekt, das mit einem eindrucksvollen Setting, vielschichtigen Charakteren und spannenden philosophischen und moralischen Auseinandersetzungen punktet. Der Plot ist aber über zu lange Strecken nicht überzeugend.
Ich bedanke mich bei Vorablesen und der Autorin für das Rezensionsexemplar. Meine Meinung bleibt natürlich und wie immer trotzdem meine eigene!
Erschienen ist diese Vorgeschichte, im Gegensatz zur Trilogie, im Selbstverlag. Leider merkt man das aufgrund der vielen Tippfehler und der vereinzelt inkonsistenten Ortsnamen auch und der Lesefluss leidet stellenweise doch auffällig. Ansonsten habe ich die Sprache der Autorin wieder sehr genossen. Schmids Stil ist schön und bildlich, bleibt aber trotzdem prägnant und fokussiert. Mit seiner charakteristischen Nonchalance sticht er frisch und unkonventionell aus der üblichen Massenware angenehm hervor.
Das Setting wartet wieder mit eindrücklichen Naturkulissen auf, die sich beim Lesen weit über die Beschreibungen hinaus in meinem Kopf entfaltet haben - die Orte sind lebendig und magisch, bewohnt und faszinierend. Nur der Steinzeitvibe ist bei mir nicht so recht angekommen. Einerseits begegnet man vielen interessanten Details, die sich stimmig und im guten Sinne irgendwie anders als gewohnt anfühlen. Auch die Kultur der Stämme fand ich grundsätzlich interessant, wenn auch etwas sehr einheitlich. Andererseits irritierte es mich immer wieder, wie überlebensunfähig und unvorbereitet für das Leben in der Natur die Charaktere mitunter sind. Für Menschen, die ihr Leben lang in der Wildnis gelebt haben, war das immer mal wieder befremdlich.
Viele spannende Ansätze gibt es wieder bei den Figuren. Insbesondere die vier Perspektivfiguren, aber auch die Nebencharaktere, sind interessant und vielschichtig angelegt und weichen im Konzept stark vom üblichen Mainstream ab. Man könnte hier fast von einer Underdog-Story sprechen. Sie sind jung, unerfahren und fehlerhaft - sehr sympathisch. Sie bewegen sich aber stellenweise auch an der Grenze zu trottelig, was mir manchmal etwas zu viel des Guten war. Ihre Motivationen und Hintergründe sind nicht von Anfang an offenbar und entwickeln sich im Verlauf der Geschichte. Nur Fullos Hintergrund blieb mir irgendwie rätselhaft, unschlüssig und ein wenig unglaubwürdig. Hervorzuheben sind aber besonders die Entwicklungen der Figuren. Schmid gibt ihnen Prämissen und Vorstellungen mit, nach denen sie handeln. Aber sie lässt ihnen Raum und Gelegenheit, diese zu überdenken und weiter zu entwickeln. Diese Entwicklungen sind sowohl logisch, als auch interessant zu verfolgen. Insbesondere da diese Differenzierung auf der Seite stattfindet und den Leser:innen damit Gelegenheit gibt, die Auseinandersetzung selbst nachzuvollziehen.
Womit ich gar nicht warm geworden bin, ist der Plot - jedenfalls nicht für die ersten zwei Drittel des Buches. Ich empfand das ständige Hin und Her von A nach B und wieder zurück der Figuren als äusserst zäh, geistig ermüdend und ziellos. Vieles hat sich nach Wiederholung des immer Ähnlichen angefühlt. Dazu kommt, dass die zeitlichen Abläufe und Abstände für mich oft keinen Sinn ergaben oder zumindest nicht nachvollziehbar waren. Unstimmig und merkwürdig waren für mich auch die vielen zufälligen Begegnungen in der weiten Wildnis des Settings. Zum Schluss hin wurde es dann aber doch noch spannend und fulminant - die Auflösung war überraschend und für mich stimmig. Zwei Epiloge waren dann aber zu viel des Guten für mich - irgendwann muss die Geschichte fertig sein.
“Die Stimme im Licht” ist ein interessantes Projekt, das mit einem eindrucksvollen Setting, vielschichtigen Charakteren und spannenden philosophischen und moralischen Auseinandersetzungen punktet. Der Plot ist aber über zu lange Strecken nicht überzeugend.
Ich bedanke mich bei Vorablesen und der Autorin für das Rezensionsexemplar. Meine Meinung bleibt natürlich und wie immer trotzdem meine eigene!