Rassenhass und Sektenwahn

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kainundabel Avatar

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Da treffen sie sich 2005 in der Bar des Sheraton-Hotels, vier vermeintliche Biedermänner, und faseln in dumpfbackiger Manier von der "nationalsozialistischen Revolution in Schweden, vom Aussterben der eigenen Rasse, vom Untergang des eigenen Volkes" und haben die Verursacher selbstredend ausgemacht: "Neger, Juden, Zigeuner, Asylanten, Schwule". Das kommt einem doch hinlänglich bekannt vor. Mit diesem hochaktuellen Einstieg beginnt der neue Roman des Autoren-Duos Börjlind, der wie erwartet Hochspannung verspricht.
Hat das braune Quartett, diese „elende kleine Rassistenzelle“ (wie einer der Ermittler sie treffend nennt) mit der Ermordung der beiden kleinen Kinder Emilie Andersson und Aram Mellberg zu tun? Vielleicht auch mit dem gewaltsamen Tod der Prostituierten Jill Engberg? Auffallende Parallelen: Alle Mordopfer sind dunkelhäutig.
Verbindungen in diesen Mordfällen scheint es ebenfalls zu geben zu einer obskuren Sekten-Kommune, die vor über 40 Jahren unter der Leitung von Stellan Eklind und seiner willfährigen Ehefrau Barbro auf der Insel Möja existierte.
Die aus den ersten beiden Romanen schon bekannten Ermittler Olivia Rönning und der in Ungnade gefallene Tom Stilton arbeiten an diesen Fällen, unterstützt von weiteren Beamten. Und sie arbeiten fieberhaft an der Aufklärung, zumal die Entführung einer Hochschwangeren, deren Mann Jamaikaner ist, schlimmste Befürchtungen aufkommen lässt.
Von wenigen Ausnahmen und Längen abgesehen, gelingt es dem Autorenduo Cilla und Rolf Börjlind, die aufgebaute Spannung über den gesamten Roman zu erhalten. Der Erzählstil ist prägnant, kurzweilig und treibt dadurch die Handlung vorwärts. Was ich bei Krimis und Thrillern besonders gern mag, findet sich auch hier: kurze Kapitel und Abschnitte, an deren Ende ein spannungsaufladendes Moment angedeutet wird.
Da fällt es schwer, das Buch beiseite zu legen.
Die Auflösung der Fälle wirkt ein wenig konstruiert, allzu viele Personen sind mit einem komplizierten Beziehungsgeflecht in die Taten verwickelt. Das ist für meinen Geschmack etwas zu viel des Guten. Dennoch sind für den Fan schwedischer Krimis Spannung und schlaflose Abende/Nächte garantiert.
Ein letztes Wort noch zum Titel: Ich finde, dass sowohl „Die Strömung“ als auch das schwedische Original „Svart Gryning“ („Schwarze Dämmerung“) nichts sagende Allerweltstitel sind. Bitte davon nicht irritieren lassen!