Bedrückendes Szenario

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Die Leseprobe beginnt zwar auf Seite 1 des Buches, wirft uns aber trotzdem mitten in die blutigen Amokläufe zweier Schüler an einer Highschool in Colorado. Der Ich-Erzähler, ein abwesender Lehrer, fürchtet um seine Frau, die den Amoklauf aber in einem Schrank versteckt überlebt. Ob sie doch noch körperlichen oder "nur" psychischen Schaden genommen hat, wird im weiteren Verlauf des Buches bestimmt noch geklärt. Sie selber zieht jedenfalls Parallelen zu Zeiten, in denen sie von ihrem Vater missbraucht wurde. Darauf beruht wohl auch ihr Verhalten, dass sie sich Ihrem Partner nicht wirklich öffnen kann, schon gar nicht anfassen lässt. Im Verlaufe des Buches wird die Beziehung der Beiden wohl die entscheidende Rolle spielen, wie in der Ankündigung beschrieben.

Wally Lamb schreibt beeindruckend mit einer großartigen Beobachtungsgabe und starkem Feingefühl. Das Thema an sich ist schon bedrückend, aber so wie es hier beschrieben wird, hat der Leser wirklich das Gefühl, die Last des Erlebten mittragen zu müssen. Nebenbei spricht er auch sehr kontroverse Themen an, z. B. ob die Täter dasselbe Recht auf ein Kreuz haben wie die Opfer, da ja auch beide trauernde Eltern haben. Dies beschriebene Stimmung wird durch die Erzählperspektive jeweils noch unterstützt. Insgesamt bestimmt ein lesenswertes Buch.