Die Stunde, in der ich zu glauben begann

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kainundabel Avatar

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Was wünscht man Wally Lambs neuem Buch?

1. Einen weniger sperrigen Titel, der sich nicht als pseudo-religiös aufdrängt.

2. Einen geringeren Umfang und damit weniger Weitschweifigkeit.

3. Möglichst viele Leser!!!

Auf den ersten Blick ein Widerspruch, aber dem Autor ist ein Plot gelungen, der vielen Lesern zugute kommen sollte. Wally Lamb nimmt den Amoklauf an der Columbine Highschool zum Anlass, um das Leben der beiden Protagonisten Caelum Quirk und seiner Frau Maureen ("Mo") aus den Angeln zu heben. Dabei haben beide ihre Zukunft in Colorado geplant und müssen nun erleben, wie ihnen eine über sie hereinbrechende Katastrophe mit all ihren Folgen die Zügel aus der Hand nimmt. Vor allem Maureen droht daran zu zerbrechen. Als ob ihr erlittenes Trauma nicht schon genug wäre, wird sie schuldig am Tod eines Jungen und landet in einem Gefängnis, das einen festen Bezugspunkt zum Leben ihres Mannes hat. So greifen dramatische Ereignisse und die eigene Familiengeschichte ineinander und verlangen von Caelum, sich den unumgänglichen Herausforderungen zu stellen.

W. Lamb gelingt es außerordentlich gut, fiktive Personen und Handlungen mit realen Figuren und Namen zu verbinden. So erhalten Täter ein Gesicht und die Opfer ehrliches Mitgefühl und Gedenken. Selbst Nebenfiguren erzeugen Identifikationen - und wie es in einem guten Roman sein muss - durchaus widersprüchliche. Die Sprache des Autors hat seit seinem Erstlingswerk  "Früh am Morgen beginnt die Nacht" (1999) deutlich an Profil und Stärke gewonnen. Er zieht alle Register, beleuchtet die Fülle sich bietender Facetten und stürzt den Leser in ein Wechselbad der Gefühle, das er - bis auf einige Längen - bis zum grandiosen Ende aufrechthält. Ich habe dem Buch nach der Leseprobe **einen** Stern gegeben: Hier ist eine deutliche Korrektur erforderlich. Ein Spitzenroman!