Berührend und eindrucksvoll

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Ein schönes Cover zum Buch, auf dem aber leider nach meinem Dafürhalten das Schiff fehlt. Das Schiff, die Sturmrose, steht im Mittelpunkt des Romans und hat ein bewegtes Leben hinter sich. Erst war es Fischkutter, dann Passagierschiff und während DDR-Zeiten auch Fluchthelfer. Nun liegt es ziemlich ramponiert im Hafen von Sassnitz und soll verkauft werden. Als Annabel Hansen das Schiff zum ersten Mal sieht, weiß sie sofort, daß sie es kaufen möchte. Sie möchte es zu einem Ausflugsschiff mit einem kleinen Café und kulturellen Angeboten umbauen lassen. Sie fürchtet aber, daß ihre finanziellen Mittel für den Kauf nicht ausreichen werden. Und da ist noch Christian Merten, ein Mitinteressent, der finanziell besser gestellt zu sein scheint. Für Annabel aber ist nicht klar, weshalb Christian so versessen auf das Schiff ist. Sie kann nicht wissen, in welcher Weise die Sturmrose mit seinem Leben verbunden ist. Nach vielen Anfangsschwierigkeiten kaufen Annabel und Christian das Schiff je zur Hälfte und Annabels Vater, der Schiffsbauer in Hamburg ist, wird sich um die Renovierung kümmern. In vielen Gesprächen kommen Annabel und Christian sich näher und erfahren, daß sie beide aus der ehemaligen DDR stammen und beide unter dem Regime zu leiden hatten. Annabel findet auf der Sturmrose einen Brief, geschrieben von Lea, dem zu entnehmen ist, daß das Schiff auch Flüchtlinge aus dem Ostseewasser gefischt und sicher in den Westen gebracht hat. Sie machen den damaligen Kapitän Palatin ausfindig, der ihnen über seine gefährliche Mission berichtet. Und so nach und nach kommt auch Licht in die dunkle Vergangenheit von Annabel und Christian.

Die Autorin hat ein berührendes Buch geschrieben. Es ist die Aufarbeitung eines Teils deutsch-deutscher Geschichte und bringt dem Leser das Leben der DDR-Bürger mit der ständigen Angst vor den Übergriffen der Stasi nahe. Die Rede ist von Überwachungen, Verrat, Verhaftungen und Folter. Familien wurden auseinandergerissen und viele fanden keinen anderen Ausweg als zu fliehen. Und mehrfach erwies sich die Sturmrose als Retter aus der Not. Beeindruckend und spannend geschrieben, ist es aber nicht nur ein sehr nachdenklich stimmendes Buch, sondern auch die Geschichte von Annabel und ihrer kleinen Tochter Leonie, die sich auf Rügen in ihrem neuen Leben einrichten, und dies auf eine sehr geglückte Weise. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, und ich werde es sehr gerne weiterempfehlen.