Die Sturmrose

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gisel Avatar

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Nach der Trennung von ihrem Mann beginnt Annabel mit ihrer fünfjährigen Tochter ein neues Leben. Dafür zieht sie nach Rügen und baut sich dort ein Werbebüro auf. Auf einer Fahrt nach Sassnitz verliebt sie sich in einen Fischkutter, der zu einem Ausflugsschiff umgebaut wurde, der Sturmrose. Sie ersteht das Schiff zusammen mit einem anderen Interessenten und entdeckt bald darauf, dass das Schiff in DDR-Zeiten als Fluchtschiff diente. Während sie sich einerseits in die Geschichte dieses Kutters hineinkniet, kommt die Erinnerung an ihre eigene Geschichte wieder hoch – denn sie wurde als Kind adoptiert, weil ihre Mutter ein Republikflüchtling gewesen sei und sie allein zurückgelassen habe. Annabel fängt an, sich mit ihrer eigenen Identität auseinanderzusetzen…
Corina Bomann widmet sich in diesem Roman einem wichtigen Kapitel der deutschen Geschichte, der Trennung in Ost- und Westdeutschland und den vielen Flüchtlingen, die in den Westen „rübergemacht“ haben. Es ist ein ergiebiger Stoff, denn sie kann diese Fährte gleich zweimal verfolgen: mit den Hintergründen zur Sturmrose und auch mit Annabels Vergangenheit.
Wie in ihren bisherigen Büchern spickt die Autorin die Geschichte mit vielen spannenden Geheimnissen, die in kleinen Häppchen gereicht werden, so dass man am liebsten immer weiter lesen will. Doch diesmal sind ihre Erzählungen sehr ausschweifend geraten, hier verlor ich immer mal wieder die Lust am Lesen. Zudem baut sie zu viele Handlungsstränge ein, so dass der Plot für mich zu überladen ist. Besonders die Liebesgeschichte, die man ja von Anfang an als solche erkennt, ist für meinen Geschmack zu pathetisch geraten. In meinen Augen leidet dadurch das Haupt-Thema über die Geschichte der „Republikflüchtlinge“ und was alles damit zusammenhing und verliert etwas an Bedeutung. Schade eigentlich.
Zudem sind einige der geschilderten Personen wenig lebensnah dargestellt, was den jeweiligen Handlungsstrang beeinträchtigt. Hier ein Beispiel: Die fünfjährige Tochter sehnt sich nach dem Vater, der sich seit einem Jahr nicht mehr um sie kümmert. Das erscheint nur realistisch, wenn er vorher eine innige Beziehung zu ihr hatte, doch würde er sich dann nicht völlig von ihr lossagen. Später macht er eine unglaubwürdige Wende durch…
Meines Erachtens ist dies nicht das beste Buch von Corina Bomann, hier gleitet sie mir zu sehr ins Triviale ab. Da ich jedoch noch weitere Bücher von ihr kenne, die mir uneingeschränkt gefallen habe, buche ich dieses Buch als Ausrutscher ab und warte auf die nächste Neuerscheinung von ihr.