Mein "Höreindruck"

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ayasha Avatar

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Gleich vorneweg: Ich bin noch ein Hörbuch-Anfänger und ich muss mich noch mehr „einhören“. Es ist doch recht gewöhnungsbedürftig, nicht in seinem eigenen Tempo zu lesen. Dennoch empfinde ich das „Hören“ als sehr angenehm und es versüsst mir so manch Hausarbeit, bei der das Lesen unmöglich ist. Aber auch der Spaziergang während der Mittagspause wird entsprechend bereichert.

Als Schweizerin waren die Vorgänge in der DDR für mich doch recht weit weg. Erst durch meinen Mann, der aus Thüringen stammt, kam ich der Geschichte des geteilten Deutschlands näher. Umso gespannter war ich auf Corina Bomanns neues Buch, das die Geschichte von Annabel Hansen, die in der damaligen DDR adoptiert wurde, nachdem ihre Mutter angeblich Republikflucht begangen hatte. Aus dem kleinen, verängstigten Mädchen ist eine reife, selbstbewusste Frau heran gereift. Doch eine gescheiterte Ehe bringt sie vom Kurs ab und sie möchte zusammen mit ihrer kleinen Tochter auf Rügen ein neues Leben aufbauen. Die „Sturmrose“, ein alter Fischkutter, den sie im Hafen von Sassnitz entdeckt, wird zur neuen Aufgabe – sie möchte Kulturschifffahrten anbieten. Da die Finanzierung sich als sehr schwierig entpuppt, lässt sie sich auf eine Kooperation mit dem geheimnisvollen Christian Mertens ein. Mit ihm zusammen deckt sie nach und nach die spannende Geschichte der „Sturmrose“ auf, die so manche Schicksale miteinander verbindet.

Elena Wilms angenehme Stimme holte mich schon in den ersten Szenen ab und ihre Darstellung der Annabel deckte sich gut mit meiner eigenen Vorstellung der Protagonistin. Als Hörerin konnte ich spüren, dass die Sprecherin sich in der Geschichte wohlfühlte und sie fast wie ihre eigene erzählte.

Was mir auch schon in früheren Büchern von Corina Bomann gefallen hatte, war ihre Art, Schicksale miteinander zu verknüpfen. Ich finde, dass der Autorin dies in diesem Buch mit der „Sturmrose“ als Mittelpunkt besonders gut gelungen ist. Auch die Figuren sind real und lebendig beschrieben, so dass man das Gefühl bekommt, sie schon ewig zu kennen.
Die Grundstimmung im Buch ist positiv und sonnendurchflutet. In den dramatischeren Passagen bewölkt sich der Himmel zwar zusehends, aber nie so, dass es zu düster oder zu melodramatisch wirken würde. Dennoch kam ab und an die Geschichte für meinen Geschmack etwas zu behaglich rüber - die „Sturmrose“ trieb dann auf sanften Wellen etwas dahin. Der eine oder andere heftigere Wirbelsturm hätte dem Plot bestimmt gut getan.

Ein grosses Plus ist für mich der Aufbau und das Zusammenspiel der einzelnen Schicksale und die ausgezeichnete Sprecherin, die mir alles in allem angenehme Hörstunden ermöglicht haben. Bomann-Fans werden bestimmt begeistert sein. Und wenn jemand ruhige Geschichten mag, ist er hier genau richtig.