Reise in die Vergangenheit

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
marialein Avatar

Von

Der Roman erzählt die Geschichte von Annabel Hansen, die nach ihrer gescheiterten Ehe ein neues Leben beginnen will. Zusammen mit ihrer kleinen Tochter Leonie zieht sie in ein idyllisches Haus in der Nähe des Ostseestrandes in Binz und ist voller Erwartung auf die Zukunft. Stattdessen wird sie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert: Ihre Mutter verließ sie, als sie noch ein kleines Kind war, und floh in den Westen. Annabel wurde zuerst in ein Kinderheim gegeben, bis sie schließlich von liebevollen Adoptiveltern aufgenommen wurde. Doch die Flucht ihrer Mutter beschäftigt sie noch bis ins Erwachsenenalter. War es damals wirklich so, wie man ihr einredete?

So weit weg von ihrem alten Leben Annabel sich auch glaubt, die Vergangenheit holt sie ein. Schon der Traum in ihrer ersten Nacht im neuen Haus ist eine Reise in die Kindheit. Als die Werbefachfrau von ihrem ersten Kundentreffen zurückkehrt und bereits in Zukunftsplänen und Ideen für ihren Auftrag ist, entdeckt sie ein altes Boot: die "Sturmrose". Auf Anhieb verliebt sie sich und schmiedet Pläne für ein Kulturcafé auf dem Meer. Doch auch dieses Boot versetzt sie zurück in die Vergangenheit... Denn es stellt sich als ehemaliges Fluchtschiff heraus, das zahlreiche DDR-Bürger in die BRD geschleust hat.

Es beginnt eine spannende Geschichte, bei der Annabel nicht nur die Vergangenheit des Bootes erforscht, sondern auch immer mehr darauf hofft, Spuren ihrer Mutter zu finden. Gleichzeitig tut sich auch in ihrer Gegenwart so einiges: Christian Merten, ebenfalls potentieller Käufer der "Sturmrose", und Annabel kommen sich langsam näher und reisen gemeinsam in die Vergangenheit.

Corina Bomann erzählt eine berührende Geschichte aus der Sicht verschiedener Personen. Gerade das macht den Charme des Romans aus: Der Leser kann sich in die verschiedenen Personen hineinversetzen und die Hintergründe für ihr Handeln nachvollziehen. So fällt auf, dass es in dieser Sache eigentlich kein "Richtig" oder "Falsch" gibt, denn jeder hat seine eigene Einstellung und handelt nach seinen eigenen Prinzipien. Während man sehr gut nachvollziehen kann, dass viele DDR-Bürger fliehen wollten, haben doch auch Annabels Adoptiveltern Recht, wenn sie der Meinung sind, dass Flucht keinem nützt und es besser ist, zu bleiben und das Leben in der DDR schöner zu machen. So kann man aus eigentlich egoistischen Gründen Gutes tun, wie zum Beispiel der Schiffskapitän, der bei Annabels Recherchen zu Wort kommt.

So handelt der Roman gewissermaßen von der Verantwortung eines jeden Einzelnen und davon, wie jeder versucht, das Beste aus seinem Schicksal zu machen. Man muss nur versuchen, die anderen zu verstehen.

Der Schreibstil ist, wie bei anderen Romanen der Autorin auch, zwar recht einfach und gerade die Dialoge könnten ruhig etwas lebendiger geschrieben sein. Aber die Geschichte ist sehr fesselnd und unbedingt empfehlenswert!