Actionfilm in Buchform

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Auf dem Flug von New York nach Amsterdam werden in der ersten Klasse mit Malaria infizierte Moskitos ausgesetzt. Auch die Hauptfigur Max ist in diesem Flieger, er trifft in Amsterdam seine Freundin Erica Stroud-Jones, eine Forscherin, die auf dem Kongress "Forum der Parasitologie" einen Vortrag über einen möglichen Impfstoff gegen Malaria halten soll, der in der wissenschaftlichen Welt schon hohe Wellen schlägt. Im selben Flugzeug sitzen außerdem einige Mitarbeiter der amerikanischen Pharmstar Corporation, die die Übernahme des niederländischen Unternehmens Utrecht Laboratories vorbereiten. In Amsterdam kreuzen sich innerhalb einiger Tage die Wege von Wissenschaftlern, Kriminellen und Unternehmern, deren Geschichten wie bei einem Spinnennetz miteinander verbunden sind. Kurz vor ihrem Vortrag verschwindet Erica plötzlich samt ihrem Laptop und Max, der erst einige Monate mit ihr zusammen ist, muss erkennen dass er sie nicht so gut kannte wie gedacht. Eine Spur ihrer Vergangenheit führt in das afrikanische Land Kongo, ehemals Zaire. Hier ist der Ursprung des Plots und auch der Ursprung einer bisher unentdeckten Art von Malaria, die sich, angefangen vom Flug von New York nach Amsterdam rasant in den Niederlanden und darüber hinaus ausbreitet.
Die Handlungsorte und Perspektiven, aus denen erzählt wird, wechseln ständig. Anhand von Erica’s Tagebucheintragungen bekommt der Leser einen Einblick in die Geschehnisse, die den Grundstein für die Geschichte legten. Insgesamt gibt es sehr viele Charaktere, deren Verbindungen miteinander erst nach und nach deutlich werden. Es passiert viel und die Geschichte wird temporeich erzählt, weshalb es beim Lesen nie langweilig wird. Die meisten Charaktere scheinen Geheimnisse zu haben und eine Vergangenheit, über die sie nicht sprechen möchten – allen voran Max und Erica. Desweiteren wird thematisiert, dass es Pharmaunternehmen keineswegs um die Heilung von Kranken geht, sondern um langwierige Behandlungsmethoden, bei denen am meisten Geld zu machen ist. Unter den Wissenschaftlern, die im Buch vorkommen, entspricht mehr als einer dem Typus „abgehobener Forscher“, sie sind mehr mit dem Kampf um Forschungsmittel und dem Übertrumpfen ihrer Kollegen beschäftigt, als mit dem Heilen von Krankheiten.
„Die Suche“ umfasst über 400 Seiten und als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hatte, war ich nicht nur angenehm überrascht, dass es so umfangreich ist, sondern auch, dass es für ein Taschenbuch aufwendig gestaltet ist. Das Cover ist teils glänzend, teil matt, mit eingeprägtem Buchtitel, es gibt Klappentexte und farbige Umschlaginnenseiten. Gut gefallen hat mir die Beschreibung der Konkurrenzsituation der Wissenschaftler untereinander und dass Pharmaunternehmen Krankheiten zuallererst von der wirtschaftlichen Seite sehen. Leider wurde dieses spannende Thema meiner Meinung nach nicht genügend ausgereizt. Am Anfang nimmt sich der Autor mehr Zeit, um die Geschichte zu entwickeln, deshalb hat mir die erste Hälfte von „Die Suche“ besser gefallen. Auf dem Cover wird das Buch bereits als Thriller angekündigt und ich würde es sogar als Actionthriller beschreiben: das Thema Malaria rückt in der zweiten Hälfte mehr in den Hintergrund und es geht hauptsächlich um Max‘ Suche nach Erica und Anvil, die sehr actionreich ist. Max läuft dabei zu einer Art Superheld auf, der es fast mühelos mit eiskalten Verbrechern aufnahmen kann und sich bei der Begegnung mit Anvil besser schlägt als so mancher Agent des amerikanischen Geheimdienstes. Die Beschreibung der Jagd nach Anvil, genau wie die Begegnungen zwischen Max und Lisbeth, haben nach meinem Empfinden nicht ganz zum sonstigen Stil des Romans gepasst und waren etwas absurd. Als sich am Schluss das relativ komplizierte Geflecht der Geschichte auflöst und sich die verschiedenen Puzzleteile nahtlos aneinander fügen, wird deutlich, dass der Plot doch sehr konstruiert ist. Das tut der Spannung während der Lektüre jedoch keinen Abbruch und auch wenn ich eine etwas subtilere Geschichte erwartet habe, muss ich doch sagen, dass dieses Buch spannend und sehr temporeich ist und Interessantes über die Welt der Forschung und die Machenschaften der Pharmakonzerne zu sagen hat.