Akademische Kühle
Die Summe unserer Teile von Paola Lopez
„...das sind diverse Versatzstücke“, sagt Robert, und Daria nickt.
Obwohl sie seit fast dreißig Jahren echte Papierdeutsche ist, ist ihr das Deutsche immer noch nicht vollständig geheuer. Diese Sprache mit ihrer Genauigkeit, ihrer Tendenz, alles zu zerhacken. Man kann in jedes Wort mit einer Lupe bewaffnet eintreten und findet weitere Wörter, die es näher beschreiben. Auf Deutsch kann sich nichts verstecken.
Englisch ist viel nachsichtiger, weniger grob. Englisch hält einem keine Taschenlampe ins Gesicht – es ist indirektes Licht in der Zimmerecke, eine sanfte Stehlampe. Zwischen englischen Wörtern bleibt viel Platz für das Ungesagte. Englisch, Darias Sprache, die einzige Sprache, die ihre Eltern gemeinsam hatten. S.186
Daria wusste, dass ihre Mutter auf dem Gymnasium in Polen Deutsch gelernt hatte. Deutsch, die Sprache der Zerstörung, Deutsch, die Sprache der Möglichkeiten. Sie fragte sich, wessen Idee es damals eigentlich war, dass sie die Deutsche Grundschule besuchte-die ihrer Mutter oder die ihres Vaters?
Sollte sie von Anfang an zum Studieren nach Deutschland geschickt werden?
„Dinge zu präzisieren, bedeutet auch, sich ihnen zuzuwenden“, sagte Robert. S.187
Der spezielle Schreibstil mit ausufernden, oft emotionalen Beschreibungen hat mich einerseits in seinen Bann gezogen, im klaren Gegensatz dazu stehen die nüchternen, ichbezogenen Charaktere der drei Frauen nachfolgender Generationen. Tochter, Mutter und Großmutter finden keinen Zugang zueinander, obwohl ausreichend Liebe vorhanden scheint. Jede für sich ist so sehr auf ihr eigenes Leben und die Probleme darin bezogen, dass wenig Platz für Kompromisse und die Empfindungen anderer bleibt. Selbst die Beziehungen zu ihren Ehepartnern ist durchdrungen von zu wenig Wertschätzung und Interesse am Gegenüber. Gerade Daria läuft dabei zur Bestform auf. Das stört mich gewaltig.
Konflikten gehen die Protagonisten mit Kontaktabbruch und Stillschweigen aus dem Weg. Als die Hintegründe des einen Konfliktes ans Tageslicht kommen ist es zu spät um sich noch entsprechend versöhnen zu können. Wie unbefriedigend und deprimierend! Mutter Daria und Tochter Lucy hingegen sprechen sich ansatzweise aus, finden jedoch keine Lösung für ihre Differenzen. Das Rätsel um den gelieferte Steinway in Lucys Wohnung mit dem Geburtsnamen ihrer polnischen Großmutter wird ebenfalls nicht endgültig gelöst und kommt nie wieder zur Sprache. Eine unterschwellige Depression und Pessimismus durchziehen diese Lektüre. Schade!
Fazit: Die Geschichte rund um Großmutter Lyudmila finde ich spannend. Daria scheint blass und Lucy hätte ich nicht vermisst in der Geschichte. Gut zu lesen und doch bleibt ein fahler Nachgeschmack und eine unteschwellige Unzufriedenheit zurück! Meine Erwartungen konnte die Autorin leider nicht erfüllen.
„...das sind diverse Versatzstücke“, sagt Robert, und Daria nickt.
Obwohl sie seit fast dreißig Jahren echte Papierdeutsche ist, ist ihr das Deutsche immer noch nicht vollständig geheuer. Diese Sprache mit ihrer Genauigkeit, ihrer Tendenz, alles zu zerhacken. Man kann in jedes Wort mit einer Lupe bewaffnet eintreten und findet weitere Wörter, die es näher beschreiben. Auf Deutsch kann sich nichts verstecken.
Englisch ist viel nachsichtiger, weniger grob. Englisch hält einem keine Taschenlampe ins Gesicht – es ist indirektes Licht in der Zimmerecke, eine sanfte Stehlampe. Zwischen englischen Wörtern bleibt viel Platz für das Ungesagte. Englisch, Darias Sprache, die einzige Sprache, die ihre Eltern gemeinsam hatten. S.186
Daria wusste, dass ihre Mutter auf dem Gymnasium in Polen Deutsch gelernt hatte. Deutsch, die Sprache der Zerstörung, Deutsch, die Sprache der Möglichkeiten. Sie fragte sich, wessen Idee es damals eigentlich war, dass sie die Deutsche Grundschule besuchte-die ihrer Mutter oder die ihres Vaters?
Sollte sie von Anfang an zum Studieren nach Deutschland geschickt werden?
„Dinge zu präzisieren, bedeutet auch, sich ihnen zuzuwenden“, sagte Robert. S.187
Der spezielle Schreibstil mit ausufernden, oft emotionalen Beschreibungen hat mich einerseits in seinen Bann gezogen, im klaren Gegensatz dazu stehen die nüchternen, ichbezogenen Charaktere der drei Frauen nachfolgender Generationen. Tochter, Mutter und Großmutter finden keinen Zugang zueinander, obwohl ausreichend Liebe vorhanden scheint. Jede für sich ist so sehr auf ihr eigenes Leben und die Probleme darin bezogen, dass wenig Platz für Kompromisse und die Empfindungen anderer bleibt. Selbst die Beziehungen zu ihren Ehepartnern ist durchdrungen von zu wenig Wertschätzung und Interesse am Gegenüber. Gerade Daria läuft dabei zur Bestform auf. Das stört mich gewaltig.
Konflikten gehen die Protagonisten mit Kontaktabbruch und Stillschweigen aus dem Weg. Als die Hintegründe des einen Konfliktes ans Tageslicht kommen ist es zu spät um sich noch entsprechend versöhnen zu können. Wie unbefriedigend und deprimierend! Mutter Daria und Tochter Lucy hingegen sprechen sich ansatzweise aus, finden jedoch keine Lösung für ihre Differenzen. Das Rätsel um den gelieferte Steinway in Lucys Wohnung mit dem Geburtsnamen ihrer polnischen Großmutter wird ebenfalls nicht endgültig gelöst und kommt nie wieder zur Sprache. Eine unterschwellige Depression und Pessimismus durchziehen diese Lektüre. Schade!
Fazit: Die Geschichte rund um Großmutter Lyudmila finde ich spannend. Daria scheint blass und Lucy hätte ich nicht vermisst in der Geschichte. Gut zu lesen und doch bleibt ein fahler Nachgeschmack und eine unteschwellige Unzufriedenheit zurück! Meine Erwartungen konnte die Autorin leider nicht erfüllen.