Da wäre mehr drin gewesen
Da wäre mehr drin gewesen. Ein Drei-Generationen-Panorama, welches mich nicht erreichen konnte. Aber es ist eines auffällig: Drei-Generationen-Geschichten erscheinen gegenwärtig gehäuft auf dem Buchmarkt. Und die meisten davon folgen einer Grundidee, die auch in Paola Lopez' Erstling "Die Summe unserer Teile" handlungsleitend zu sein scheint, nämlich dass es nur über das Verstehen der Vergangenheit eine Idee für die Zukunft gibt. Ist diese Thematik aus diesem Grund so populär, weil wir nach Gewissheiten für unsere Zukunft suchen? Da ist Lucy, Informatikerin in Berlin, die keinen Kontakt mehr zu ihrer Mutter hat, Medizinerin in München und verheiratet mit dem Psychiater Robert. "Lucys Leben glich schon immer einem leicht verstimmten Klavier, verschoben um weniger als einen Halbton." Und ein Klavier bringt die Handlung schließlich auch in Gang. Als Lucy eines Tages nach Hause kommt in ihre kleine Berliner Wohnung, steht dort der Flügel ihrer Kindheit; offenbar in die Wege geleitet durch ihre Mutter; mit dem Flügel taucht auch der der polnische Geburtsname ihrer Großmutter auf, einer seinerzeit im Libabon tätigen Chemikerin, was Lucy zu einer Spurensuche ermutigt und sie nach Polen führt. Was hat die Frauen der drei Generationen geprägt und zu einem eher kühl-distanzierten Verhältnis geführt? Und ist für Lucy zumindest zu ihrer Mutter ein Wiederaufleben des Mutter-Tochter-Verhältnisses möglich? Die Autorin bemüht sich, bei ihren Figuren etwas in Bewegung zu setzen, was ihr aber nur mäßig gelingt. So plätschert die Geschichte auf ihren 250 Seiten ein wenig vor sich hin. Da wäre mehr drin gewesen...