Drei Frauen, drei Wege, drei Zeitebenen

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»Ihre Mutter war nie nur eine Person, sie war schon immer mehrere gewesen. Sie selbst sagte häufig: ›Wir sind mehr als die Summe unserer Teile‹ […]«

Drei Frauen, drei Wege, drei Zeitebenen: Die Großmutter flieht im Zweiten Weltkrieg aus Polen in den Libanon. Die Mutter verlässt den Libanon für ein Leben in Deutschland. Die Tochter muss für eine Zukunft zurück nach Polen. Achtzig Jahre umspannt Paola Lopez’ mitreißende Familiengeschichte und erzählt dabei von drei Frauen, deren Erlebnisse sie gleichermaßen voneinander trennen wie miteinander vereinen – aber das müssen sie erst noch herausfinden:

Lucy entstammt einer Familie von Wissenschaftlerinnen. Ihre Großmutter ist in den 1940er Jahren eine der ersten Chemikerinnen; ihre Mutter Jahre später eine angesehene Medizinerin. Lucy selbst ist talentierte Studentin der Informatik. Doch obgleich die Naturwissenschaft durch ihre Adern zu fließen scheint, hat sie sich von ihrer Familie entfremdet. Von ihrer toten Großmutter weiß sie nichts und von ihrer überaus lebendigen Mutter will sie nichts wissen. Schon vor Jahren ist der Kontakt versiegt. Erst die Lieferung eines riesigen Konzertflügels in ihr kleines Berliner WG-Zimmer (welches für die Ausmaße des Instruments absolut nicht ausgelegt ist!), lässt bei Lucy alle Knoten platzen und konfrontiert sie in fortissimo mit ihrer Vergangenheit. Hals über Kopf flieht die junge Frau ins polnische Sopot – und kann dort, ohne es zu ahnen, Teil für Teil ihrer Familiengeschichte zusammensetzen …

In »Die Summe unserer Teile« entblättert Paola Lopez Schicht für Schicht die, sich über Jahrzehnte angestauten, Geheimnisse von drei Frauen, die zueinander Mütter, Töchter und Enkelin sind. Zwischen ihren Perspektiven in den verschiedenen Jahrzehnten springt sie bedächtig und erzeugt doch stets eine angenehme Dynamik. Lopez wirft in allen Zeitebenen eigene Herausforderungen und Fragen zu Mutterschaft sowie Karriere auf und spannt an ihnen das Familienband der Frauen durch transgenerationale Traumata bis zum Bersten. Chapeau! Dieses Debüt ist wirklich hervorragend komponiert – große Leseempfehlung!