Mix aus Realismus und feinem, absurdem Humor

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Was für ein charmanter und leicht schräger Einstieg! Ich wusste nicht genau, was mich erwartet, aber dieses Buch hat sofort eine ganz eigene, sanft verschrobene Stimmung aufgebaut. Das Café Torunka – versteckt, gemütlich, fast wie aus der Zeit gefallen – ist der perfekte Schauplatz für eine Geschichte, die mit zarter Skurrilität spielt. Und dann kommt *sie*: Chinatsu Yukimura, die Fremde, die plötzlich behauptet, den Ich-Erzähler aus einem früheren Leben zu kennen. Inklusive Reinkarnation, französischer Revolution und dem Satz:
„Endlich habe ich dich gefunden.“

Ich meine – was macht man mit so einem Moment? Lachen? Weinen? Weglaufen? Ich war genauso überrumpelt wie Shuichi selbst. Es ist dieser Mix aus Realismus und feinem, absurdem Humor, der mich sofort an andere japanische Romane erinnert hat, die ich liebe – Before the Coffee Gets Cold - ist mir gleich eingefallen. Auch hier ist da ein Ort, wo Zeit und Realität ein bisschen weich werden dürfen.

Das Erzähltempo ist langsam, fast meditativ, mit alltäglichen Details (Kaffee zubereiten, Zeitung blättern), die aber nie langweilen, sondern eine warme Atmosphäre schaffen. Der Stil ist zurückhaltend, beobachtend – was ich meistens sehr mag. Und trotzdem bleibt eine gewisse Spannung: Wer ist Chinatsu wirklich? Geht es hier nur um eine harmlose Schrulle oder steckt mehr dahinter?

Ich bin ehrlich gespannt, ob das Buch die Balance zwischen Fantasie und Bodenhaftung halten kann – und ob es psychologisch noch tiefer geht. Die Melancholie des Erzählers, die leise Leerstelle von Megumi, die Erinnerungen – da schlummert Potenzial für große Gefühle.

Und die letzte Zeile der Leseprobe?
„Siehst du, ist doch was Interessantes passiert.“
Absolut.