Drei Geschichten, ein Café – charmant, aber mit kleinen Schwächen

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einbücherfuchs Avatar

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„Die Tage im Café Torunka“ ist mein erstes Buch von Satoshi Yagisawa, aber nicht mein erstes japanisches. Ich habe vor ein paar Jahren die Liebe zu dieser Art von Büchern gefunden und freue mich jedes Mal total, in diese ruhigen, nachdenklichen Geschichten einzutauchen.
So war es wirklich spannend, gleich drei verschiedene Geschichten in einem Buch zu lesen – das hat dem Ganzen viel Abwechslung gegeben. Bei der ersten Geschichte – muss ich allerdings zugeben – war ich ein bisschen enttäuscht. Ich hatte da irgendwie mehr erwartet. Die Erklärung von Chinatsu konnte ich zwar nachvollziehen, trotzdem wirkte diese kurze Geschichte auf mich etwas „fad“ und hat mich nicht so richtig gepackt. Der Klappentext und auch die Leseprobe haben mich da einfach etwas auf eine „falsche Fährte“ geführt.
Dennoch stecken in allen Geschichten schöne Lebensweisheiten, von denen ich mir natürlich auch einige notieren musste. Vor allem die Zitate von Ayako haben mir richtig gut gefallen.
Leider war die Übersetzung an einigen Stellen nicht ganz optimal, sodass ich öfter mal aus der Handlung rausgerissen wurde. Ich denke jedoch auch, dass es nicht leicht sein wird, ein japanisches Buch „gerecht“ ins Deutsche zu übersetzen. Mein Dozent meinte früher mal, man müsse Bücher in der Originalsprache lesen, sonst gehe zu viel verloren – und ja, ich wünschte mir wirklich, ich könnte Japanisch.
Ein weiterer kleiner Kritikpunkt: Zwar gab es zwischen den einzelnen Storys einige Verbindungen, aber wirklich zusammengeführt wurden sie nicht. Das fand ich sehr schade, denn so wirkte jede Geschichte zwar eigenständig interessant, aber das Gesamtwerk hat für mich nicht das volle Potenzial ausgeschöpft. Auch das Setting des Cafés wurde für mich leider nicht vollständig genutzt. Meiner Meinung nach hätte die Geschichte genauso gut in einem anderen Setting stattfinden können – hier wurde das Ambiente einfach zu wenig eingebunden, was ich sehr schade finde.
Nichtsdestotrotz war das Buch insgesamt angenehm und leicht zu lesen. Es eignet sich perfekt für Zwischendurch, wenn man etwas Kurzes und Nachdenkliches lesen möchte. Das wohl berühmtere Buch „Die Tage in der Buchhandlung Morisaki“ vom gleichnamigen Autor steht schon lange auf meiner Wunschliste und ich glaube, dass nun eine gute Gelegenheit gekommen ist, auch dieses einmal zu lesen. Vor allem, weil ich gespannt bin, ob mir dieses Buch vielleicht noch besser gefällt und mich vielleicht sogar mehr abholen kann.
Alles in allem ein nettes, ruhiges Buch, das ich trotz kleiner Schwächen gerne weiterempfehle – vor allem für alle, die kurz in eine „japanische“ Alltagswelt eintauchen möchten.