Geschichten über das Leben an sich. Feinsinnig und unaufdringlich erzählt.

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kat-yes Avatar

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Mit Die Tage im Café Torunka legt der japanische Bestsellerautor Satoshi Yagisawa bereits seinen dritten ins Deutsche übersetzten Roman vor – und erneut gelingt es ihm, mit leisen Tönen eine große Wirkung zu entfalten.

Der Schauplatz ist diesmal ein kleines, unscheinbares Café in einer Seitenstraße des Tokioter Stadtviertels Yanaka. Schon beim Betreten meint man, den Duft frisch aufgebrühten Kaffees in der Nase zu haben. Seit zwanzig Jahren wird dieser Ort von einem leidenschaftlichen Cafébesitzer geführt, unterstützt von seiner Tochter und dem schweigsamen Shuichi, der regelmäßig aushilft. Sonntag für Sonntag taucht zudem die geheimnisvolle Chinatsu auf. Sie hinterlässt Origami-Balletttänzerinnen, behauptet, Shuichi von früher zu kennen, und erst allmählich gibt sie ihre Geschichte preis. Peu à peu öffnet sich eine Vergangenheit, die eine neue Freundschaft und Verständnis füreinander wachsen lässt.

Doch nicht nur Chinatsu, sondern noch einige andere Menschen finden aus den unterschiedlichsten Gründen ihren Weg ins Café Torunka. Sie berichten in der Ich-Perspektive von Hoffnungen, Zweifeln, Verlusten oder stillen Sehnsüchten. So entsteht eine literarische Collage, die von leiser Melancholie geprägt ist, ohne je ins Sentimentale zu kippen. Yagisawas Stärke liegt darin, gerade in den kleinen Gesten und unspektakulären Begegnungen große Gefühle aufscheinen zu lassen.

Der Ton des Romans bleibt unaufgeregt, fast kontemplativ. Die Sprache ist klar und fließend, unprätentiös, und doch voller feinsinniger Anspielungen, die mehr andeuten, als sie direkt benennen. Und genau darin liegt der Reiz: Was zwischen den Zeilen mitschwingt, macht den besonderen Zauber dieser Geschichten aus.

Fazit: Die Tage im Café Torunka ist eine unaufdringliche, aber tief berührende Lektüre, die bestenfalls an einem regnerischen Herbstwochenende gelesen werden kann. Wer sich auf Yagisawas Erzählweise einlässt, erlebt Momente, in denen die Welt für einen Augenblick innehält – so wie es die Besucher:innen des kleinen Cafés selbst empfinden.