Die Bücherstadt

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mazapán Avatar

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Die Vorstellung, in einem Haus zu leben, das eine Buchhandlung beherbergt, hat jeder von uns, Bücherfans, schon einmal gehabt. Takako hat das Glück, einen Buchhändler als Onkel zu haben. Bei ihm landet sie, als sie eines Tages ohne Freund und ohne Arbeit da steht. Dort bekommt sie ein Zimmer voller Bücher, in dem sie schlafen kann. Im Laden darf sie auch aushelfen. Die Sache ist: Sie liest nicht. Dabei bräuchte sie nur den Arm auszustrecken und schon hätte sie ein Buch in der Hand. Eines Tages aber ist die Langeweile so groß, dass sie auf die Idee kommt, ein Buch zu lesen. Ab diesem Moment ist ihr Leben nicht mehr so wie vorher.

In "Die Tage in der Buchhandlung Morisaki" erzählt Satoshi Yagisawa die Geschichte einer jungen Frau, die mehrere Monate in einem Antiquariat im Tokioter Buchhandlungsviertel Jinbocho verbringt.

Es klingt wie das perfekte Buch für Buchliebhaber, ist es aber nur fast. Es ist eine Familiengeschichte, die ab der Mitte eine ganz andere Richtung nimmt, als man sonst erwartet hätte. Wenn am Anfang das Leben der Protagonistin in Jinbocho im Mittelpunkt der Erzählung steht, geht es im zweiten Teil des Romans um ein Familiengeheimnis.

Mir hat der erste Teil eindeutig besser gefallen, besonders als Takako auf Entdeckungstour in Jinbocho ging. Die Buchhandlungen, die Cafés, das Leben auf den Straßen in diesem besonderen Teil Tokios, das fast nur aus Buchhandlungen besteht, hat der Autor sehr gut vermitteln können. Das Lesen dieser Passage waren für mich kleine Highlights, die ich sehr genossen habe, und die eine gute Abwechslung zu diesem japanischen Erzählstil, der zwar sehr konservativ ist, aber mir immer wieder die japanische Mentalität näherbringt.

Viele Bücher, wenig Tee, jede Menge Kaffee und Tokioter Flair, "Die Tage in der Buchhandlung Morisaki" ist ein gutes Buch für ein ruhiges Wochenende, an dem man viel Zeit hat, um von Jinbocho zu träumen.