Ein Buch zum Wohlfühlen

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"Die Tage in der Buchhandlung Morisaki" - was soll ich dazu sagen? Als ich das Buch in den Händen hielt, konnte ich es kaum erwarten, endlich anzufangen und in die Geschichte einzusteigen.

Eine junge Frau, bei der gerade alles schief läuft was nur schief laufen kann, erhält die Einladung bei ihrem Onkel unterzukommen, der eine kleine Buchhandlung (genauer gesagt ein Antiquariat) betreibt, und nimmt sich dort eine Auszeit. Dabei taucht sie nicht nur in das Treiben des Buchhandlungsviertel Jimbocho ein, sondern auch in die Welt der Bücher und erfährt deren heilende und inspirierende Wirkung.
So viel zur Handlung und den Versprechungen des Klappentexts. Das wunderschöne Cover lässt bereits eine wohlige Atmosphäre entstehen und lädt auf gelungene Art und Weise in die Buchhandlung Morisaki ein.
Alleine davon wurden meine Erwartungen bereits sehr hoch angesetzt und teilweise getroffen, teilweise enttäuscht und teilweise komplett über den Haufen geworfen.

Den Einstieg empfand ich als sehr gelungen. Man wird sofort in die Geschichte hineinversetzt; der Erzählstil ist - im Gegensatz zum detailreichen Cover - schnörkellos, ehrlich, direkt und geradlinig. Gerade dieser Aspekt hat seinen Charme, nimmt an manchen Stellen aber die Chance, als Leser*in noch tiefer in die Handlung einzutauchen. Trotz des manchmal minimalistischen Schreibstils, kommt die Innenschau von Protagonistin Takako, welche einem im Laufe der Geschichte zunehmend näher kommt und mir ans Herz gewachsen ist, nicht zu kurz. Sie durchlebt einige Entwicklungsschritte und als Leser*in macht es Freude, daran teilzuhaben. Selbst wenn einem die japanische Kutur wenig vertraut ist, lässt sich erkennen, wie universal so manche Themen sind, die einem im Leben begegnen. Das Ganze passiert vor einer stimmungsvollen Kulisse und lädt zum Träumen ein über ein Aussteigerleben in einem Zimmer über einer kleinen Buchhandlung.
Überrascht hat mich, dass das Buch in zwei Teile aufgegliedert ist: der erste Teil befasst sich mit Takako und ihrer Zeit in der Buchhandlung, der zweite Teil handelt von ihrem Onkel und ihrer Tante, welche Takako nun näher kennenlernt. Beide Teile gefielen mir auf ihre eigenen Art sehr gut, jedoch hätte ich mir gewünscht, dass der erste Teil etwas länger ausfallen würde und beide Teile mehr miteinander verknüpft wären.
Für mich hätte der Handlungsstrang in der Buchhandlung Morisaki viel mehr Potenzial gehabt. Ich hätte mir hier mehr Beschreibungen von dem Treiben rund um die Buchhandlung gewünscht, mehr Beschreibungen vom Zimmer und dem Alltag (auch um die japanische Kultur etwas besser kennenzulernen), den Jahreszeiten und vorallem den Büchern die Takako liest und wie sie daraus lernt. Letztere waren für mich laut Klappentext Schwerpunkt der ganzen Geschichte und sind dafür etwas zu kurz gekommen.

Mein Lieblingsaspekt an diesem Buch deckt sich gleichzeitig auch mit meinem Hauptkritikpunkt: Nämlich dass das Buch zu kurz ausgefallen ist und zu bald zu Ende war, da ich mir definitiv mehr von allem gewünscht hätte. "Die Tage in der Buchhandlung Morisaki" lassen in eine Welt voller interessanter Begegnungen, Lebensgeschichten, Wohlfühlmomente und Gefühle eintauchen, aus der man leider nach ca. 180 Seiten wieder viel zu schnell herausgeholt wird.