Schönes Abtauchen für Zwischendurch

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krabbe077 Avatar

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Die Tage in der Buchhandlung Morisaki ist das Romandebüt des japanischen Schriftstellers Satoshi Yagisawa. In Japan wurde es zum Bestseller, nun liegt es auch in deutscher Übersetzung vor.

Die Ich-Erzählerin, eine junge Frau namens Takako, lebt in Tokio und führt ein geregeltes Leben mit Job, Partner und eigener Wohnung. Aus dem Nichts eröffnet ihr jedoch ihr Freund, dass er eine andere heiraten wird. Für Takako bricht die Welt zusammen, sie kündigt ihren Job und verlässt kaum noch das Bett. Schließlich lässt sie sich von ihrem Onkel überreden, eine Zeitlang in seinem Antiquariat auszuhelfen, wo sie auch wohnen kann. Dieses liegt im Stadtviertel Jinbocho, das für seine unzähligen und vielfältigen Antiquariate berühmt ist und sogar als Touristenattraktion gilt. Der Alltag im Antiquariat und die vielen, sie umgebenden Büchern, lassen Takako allmählich wieder Kraft schöpfen.

Auf recht unspektakuläre Weise erzählt Satoshi Yagisawa die Geschichte einer jungen Frau, die nach einem Schicksalsschlag Trost und Kraft aus der Welt der Bücher zieht. Unspektakulär ist dabei keineswegs negativ gemeint. Was nach Kitsch und Klischee klingt, stellt sich als liebevoll erzählte und ebenjenen Kitsch weitestgehend vermeidende Geschichte heraus, in der nicht viel Unerwartetes oder Überraschendes passiert, sich aber dennoch nie Langeweile einstellt. Man rutscht geradezu durch diesen kurzweiligen und angenehm erzählten Roman durch, eine ideale unbeschwerte Lektüre für Zwischendurch. Für Liebhaber der japanischen Literatur sind außerdem die vielen Verweise auf klassische Autoren und Werke reizvoll. Mir waren die meisten Namen unbekannt, was bei mir die Lust geweckt hat, mehr über sie zu erfahren.