Unaufdringlich und schnörkellos

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singstar72 Avatar

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Ein sehr kurzes Buch, ein unaufdringliches Buch. Es verführt ob seiner einfachen, schnörkellosen Sprache und seiner Kürze zum schnellen Lesen. Damit würde man der feinen Poesie allerdings Unrecht tun.

Es geht um die gescheiterte Liebe einer anscheinend depressiven jungen Frau, und wie diese bei ihrem Onkel in einem Antiquariat unterkommt. Der Onkel ist gewitzt, lässt sie erst einmal in Ruhe - um sie dann durch kleine, aber feine Maßnahmen wieder ins Leben zurück zu holen.

Schon erstaunlich, wie ein männlicher Autor das Gefühlsleben einer jungen Frau zutreffend schildert. Man mag die Schreibweise für sparsam halten, das hat aber in meinen Augen hier gerade gut gepasst.

Ein wenig schade ist, dass das Buch, anders als im Klappentext angekündigt, eben nicht nur vom Antiquariat und von Büchern handelt. Es hat einen zweiten Teil, und hier geht es um die Beziehung der jungen Frau zu ihrer Tante. Hier habe ich schon Fragezeichen empfunden - in einigen wichtigen Punkten ähnelt die Handlung stark dem Welterfolg von Haruki Murakami, "Südlich der Grenze, westlich der Sonne" ( vorher "Gefährliche Geliebte"). Zufall?

Interessant war der Handlungsteil um Bücher insofern, als man im Westen einen völlig anderen Blick auf japanische Literatur hat. Hier war die Rede von modernen Klassikern, aber - außer Tanizaki Junichiro - kannte ich keinen einzigen der Namen. Es war jedoch berührend geschildert, wie der Panzer der jungen Frau langsam auftaut!

Insgesamt kann das Buch als ein Mittelding zwischen Unterhaltung und Nachdenklichkeit bezeichnet werden, mit einer Empfehlung an Liebhaber der eher leisen Töne.