Die Anfänge der Teemarke Ronnefeldt

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Die Teehändlerin, Familienroman von Susanne Popp, 560 Seiten, erschienen im Fischer-Verlag.

Nach einer wahren Geschichte. Der Aufstieg des Tee- und Kolonialwarenhandels Ronnefeldt.

Tobias und Friederike Ronnefeldt, haben in Frankfurt einen Kolonialwarenladen gegründet. Sie handeln mit Tee und anderen Waren aus China. Obwohl sie vier Kinder hat, genießt es Friederike hin und wieder im Laden mitzuhelfen. Frauen jedoch mussten im 19. Jahrhundert in der sog. Biedermeierzeit, stärker als zuvor um ihre Rechte kämpfen. Es gehörte sich einfach nicht für die Gattin eines Kaufmanns mitzuarbeiten, Musik, Handarbeiten und die Kindererziehung waren ihre Aufgaben. Als Tobias jedoch im Jahr 1839 auf eine längere Reise nach China aufbricht, muss Friederike die Geschicke des Hauses selbst in die Hand nehmen um das Geschäft zu erhalten, denn sie kann dem neuen Prokuristen nicht trauen. Das meistert sie jedoch hervorragend. Als Tobias wieder zurückkommt, soll sie wieder an den heimischen Herd zurückkehren, kann sie sich in ihrer neuen Rolle behaupten?
Das Ronnefeldt-Unternehmen besteht heute nach 200 Jahren immer noch.

Das Buch ist in 4 Teile aufgegliedert, gekennzeichnet durch Jahreszeiten und Jahreszahlen. Unterteilt in längere Kapitel, die mit einer zum Text passenden Überschrift und Ort sowie Datum versehen sind. Der Zeitrahmen ist damit ganz deutlich erkennbar. Susanne Popp schreibt äußerst bildmalerisch und flüssig, der Lesende merk kaum wie die Seiten dahinfliegen. Das Setting ist auffallend gut beschrieben, stets hatte ich Bilder der Schauplätze vor Augen. Im auktorialen Erzählstil, sodass es möglich ist gleichzeitig die Erlebnisse der beiden Ehegatten zu verfolgen. Wobei die Geschehnisse daheim in Frankfurt überwiegen. Die inneren Klappen sind ganz besonders hübsch gestaltet, vorne ist eine Ansicht vom historischen Frankfurt und hinten Bilder und Dokumente der Firma Ronnefeldt platziert. Ganz besonders hilfreich das Figurenverzeichnis am Anfang, es handelt sich zumeist um Personen die wirklich gelebt haben. Ich kann der Autorin nur eine detailgenaue Recherchearbeit attestieren, die Familie Ronnefeldt hat ihr Einblick ins Familienarchiv gewährt, was der Fantasie der Autorin entspringt muss wohl jeder Leser für sich entscheiden. Der Plot ist nachvollziehbar und glaubhaft, die Figuren handeln authentisch. Besonders gerne mochte ich die Protagonistin Friederike, die es geschafft hat im Geschäft und auch in der Familie Großes zu leisten, eine tolle Frau die im Buch eine bemerkenswerte Entwicklung durchlebt und dabei reift. Ihr Ehemann Tobias konnte mich kaum begeistern. Nur um in seinem wissenschaftlichen Verein zu renommieren und auch seiner Abenteuerlust zu frönen, lässt er sich nicht von seiner langen und gefährlichen Reise abbringen und lässt seine schwangere Frau mit dem Geschäft, welches bei seiner Abreise noch nicht einmal so gut läuft, zurück. Wieder zuhause jedoch soll die Gattin, die zuvor das Unternehmen alleine geleitet und mehrmals gerettet hat, möglichst wieder hinterm Herd verschwinden. Sein Machogehabe hat mich genervt. Ich hätte mir im Buch jedoch etwas mehr Informationen über den Tee gewünscht. Verschiedene Sorten, Geschmack und Herstellung, das hat mir gefehlt, das war ein Hauptgrund warum ich das Buch lesen wollte. Ich habe jedoch auch gelernt, dass sich der Tee und wie er heute genossen wird, wohl von der damaligen Zeit sehr unterscheidet.
Insgesamt habe ich das Buch sehr schnell gelesen, fühlte mich bestens unterhalten auch an spannenden Situationen und unvorhersehbaren Wendungen hat es nicht gefehlt. Am Ende blieben jedoch wichtige Fragen offen, was wohl im zweiten Teil gelöst werden wird. Ich bin auf jeden Fall dabei, ich kann das Buch nur empfehlen und nicht nur an Teetrinker. Wer Familiensagas mit wahrem Hintergrund liebt wird hier gut unterhalten. Fünf Sterne.