Eine beeindruckende Story....

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limericks Avatar

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Wenn man bedenkt dass die Handlung in der Mitte des 19. Jahrhunderts spielt und welche damalige Meinung in Deutschland in puncto arbeitenden Frauen vorherrscht, war es für Friederike nicht gerade einfach sich in einer Männerdomäne durchzusetzen. Und das zusätzlich zu ihren mütterlichen Aufgaben und der Haushaltsführung, auch wenn sie dort Unterstützung durch Personal hatte. Ich kann mir lebhaft vorstellen was das für Diskussionen und Gerede ausgelöst hat als herauskam dass sie dem Prokuristen misstraut und sich nun die Buchhaltung von einem Freund beibringen lässt.
Mit der Zeit kommt sie immer besser zurecht, entwickelt eigene Ideen und bringt die Teehandlung ein gutes Stück nach vorne, expandiert sogar.

Aber wie kam es dazu? Nun, ihr Mann Tobias Ronnefeld ist von einem Kindheitstraum besessen und möchte unbedingt nach China um die Geheimnisse der Teeherstellung kennenzulernen. Dafür lässt er seine Frau und seine Kinder monatelang alleine, glaubt mit seinem Bekannten Julius einen fähigen Buchhalter eingestellt zu haben, nicht ahnend dass Friederike keine guten Erinnerungen an den Mann hat und achtet nicht darauf dass auch sein Bruder ihm nicht traut...
Entsprechend überrascht ist er als er wieder nach Hause kommt und feststellt was seine Frau alles geleistet hat...

Die Autorin hat eine sehr gute Mischung von Fiktion und Historie hinbekommen, es fliesst nahezu nahtlos ineinander über und teilweise weiss man nicht was historische Begebenheiten sind und was Fiktion. Nach diesem Roman habe ich mich ein wenig mit der Familie Ronnefeld befasst, der Name war mir bis dato unbekannt... Auch habe ich jetzt eine andere Sichtweise was Teegenuss angeht, achte mehr auf Herkunft und Verarbeitung.
Alles in allem ist der Roman sehr interessant geschrieben, wenn er auch stellenweise etwas langatmig erscheint, vor allem am Anfang. Aber Liebhaber von historischen Romanen finden hier eine gut recherchierte Story mit einer für die damaligen Verhältnisse sehr emanzipierten Protagonistin... Ich denke auch in der heutigen Zeit hätte Friederike es noch schwer, denn es gibt leider immer noch zu wenig Frauen in geschäftsleitenden Positionen.