Fakten und Fiktion gelungen vermischt!

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Inhalt
Der Roman schildert die frühe Unternehmensgeschichte des Teehauses Ronnefeldt, das 1823 von Johann Tobias Ronnefeldt in Frankfurt gegründet wurde und nach dessen Tod von seiner Frau Friederike bis zur Übernahme durch die gemeinsamen Söhne geführt wurde.
Friederike ist die Hauptfigur dieses Romans. Als ihr Mann zu einer langen China-Reise aufbricht, um dort Teeplantagen zu besuchen und das Land zu erkunden, stellt sie fest, dass dem von ihrem Mann eingesetzten Prokuristen, mit dem sie selbst eine unangenehme Vorgeschichte verbindet, nicht zu trauen ist. Sie beschließt, ein Auge auf das Geschäft zu haben und lässt sich von einem befreundeten Arzt, der einmal als Gehilfe eines Kaufmanns gearbeitet hat, in die Grundlagen der Buchführung einweisen. Bei ihrer Überprüfung kommen schockierende Dinge zutage, doch Friederike findet auch Freude an ihrer kaufmännischen Tätigkeit, da sie sich in ihrer eigentlichen – den Frauen in der Zeit des Biedermeier zugedachten – Rolle als Hausfrau und Mutter nicht ausgefüllt fühlt. Sie etabliert sogar einen zweiten kleineren Teeladen in einem Hotel in Wiesbaden. Als ihr Mann von seiner Reise zurückkehrt, ist er wenig begeistert von den beruflichen Ambitionen seiner Frau, doch sie ist nicht bereit, sich völlig aus dem Geschäft zurückzuziehen. Allmählich muss auch Tobias einsehen, dass seine Frau dem Geschäft wertvolle Impulse zu geben vermag.

Beurteilung
„Die Teehändlerin“ ist kein biographischer Roman, auch wenn die Handlung historische Persönlichkeiten und ein heute noch florierendes Unternehmen in den Mittelpunkt stellt. Wie die Autorin in ihrem informativen Nachwort erläutert, sind jedoch einige Romanfiguren und Handlungsstränge fiktiv, die Darstellung des Lebens und der Familienstrukturen im Frankfurt der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist jedoch gut recherchiert und authentisch.
Der Erzählstil ist sehr flüssig und anschaulich, durch Intrigen und eine (nicht übertriebene) Dosis Liebesgeschichte gestaltet sich die Lektüre sehr kurzweilig.
Die China-Reise von Tobias Ronnefeldt ist erfunden, die Schilderung des Lebens in China ist jedoch an die Berichte anderer Reisender angelehnt und gibt deshalb einen interessanten Einblick in die Epoche.
Die Romanfiguren sind in ihren Charakteren differenziert ausgestaltet, Friederike ist eine kluge und willensstarke Frau. Ihr Mann mag für die Zeit kein ungewöhnlicher Mensch gewesen sein, aus heutiger Sicht wirkt er nur bedingt sympathisch, indem er erst seine schwangere Frau wegen seiner persönlichen Interessen lange allein lässt und ihr nach der Rückkehr wieder Einschränkungen auferlegen will.
Das Personenverzeichnis und das informative Nachwort, das über Fakten und Fiktion aufklärt, runden den unterhaltsamen Roman ab.

Fazit
Ein fesselnder Roman über die frühen Jahre des Frankfurter Unternehmens Ronnefeldt, der Vorfreude auf den zweiten Band „Der Weg der Teehändlerin“ (ET März 2022) weckt!

4,5 Sterne