Sehr aufschlussreich

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
xinchen Avatar

Von

Das Leben der Familie Ronnefeldt in Frankfurt im Jahr 1838 wird in diesem Roman beleuchtet. Damals als Kaffee noch viel beliebter war als Tee in den deutschen Wohnzimmern, stellt sich eine Familie dieser Herausforderung.

Meine Meinung:

Das Cover ist jetzt nicht mein allerliebstes, aber es zeigt genau um was es geht. Im Mittelpunkt steht Friederike, sie schaut auf Frankfurt und vor ihr steht verschiedener Tee. Und genau um diese drei Dinge und noch einige mehr geht es in diesem Buch.
Susanne Popp schreibt sehr unaufgeregt, flüssig und ohne viele Umschreibungen. Sie legt viel wert auf historische Ereignisse und beschreibt diese sehr gründlich. Dies störte mich nicht beim Lesen, da die genannten historischen Ereignisse immer einen direkten Einfluss auf das Leben der Figuren hatten. Ich bekam dadurch schnell einen guten Eindruck von der damaligen Zeit und von der Situation in Frankfurt. Was ich ein bisschen komisch fand, waren die Kapitelüberschriften, hier hätte ein einfaches Kapitel 1 oder 2 es auch getan.

Am Anfang dachte ich, es würde vor allem um Friederike gehen, aber eigentlich geht es um ihre gesamte Familie. Sowohl ihrem Mann, als auch ihrer Schwester und ihrem Schwager sind einzelne Kapitel gewidmet. Auch aus der Perspektive des "Bösewichtes" wird berichtet. Teilweise waren mir das ein bisschen zu viele Eindrücke. Sich nur auf Friederike und Tobias zu konzentrieren wäre auch genügend gewesen. Der Schwager und die Schwester hatten alle sehr interessante Geschichten, die als eigenständige Geschichten noch besser gewirkt hätten. Denn auch in ihnen wurden sehr wichtige Sachen angesprochen.

Friederike war eine tolle Protagonistin, da sie genau wusste was sie wollte und für ihre Sache gekämpft hat. Sie hat gut verdeutlicht wie schwierig es als Frau früher war ein Geschäft zu führen und gegen welche Vorurteile man kämpfen musste. Nicht nur die Gesellschaft hat sich ihr in den Weg gestellt, sondern auch die eigene Familie. Toll, fand ich auch, dass Friederike eine Mutter war (kommt ja bei Protagonistinnen nicht so häufig vor) und ihr Verhältnis auch zu ihren Kindern beleuchtet wurde. Den Einfluss der Kinder auf sie und ihren Geschäftssinn fand ich besonders interessant. Zu Tobias und seinen Reisen hätte ich mir gerne mehr Kapitel gewünscht, da die Thematik (schwierige Einreise für Ausländer nach China) so spannend ist. Außerdem hätte ich mir von seinem Charakter mehr Tiefe und mehr Einblicke in seine Gefühlswelt gewünscht, um ihn besser verstehen zu können. Besonders gut hat mir auch die Geschichte des jüdischen Arztes Birkholz gefallen. Seine beruflichen Schwierigkeiten in Frankfurt fand ich sehr interessant und würde gerne mehr darüber lesen.
Schlussendlich bin ich super durch das Buch gekommen und fand es keine Sekunde langweilig. Das Buch ist wirklich eine tolle Mischung aus historischem Roman und Familiendrama.

Fazit: Ich habe einige kleinere Kritikpunkte, finde es im Allgemeinen aber sehr aufschlussreich und unterhaltsam. Ich würde empfehlen es gemeinsam mit einer guten Tasse Ronnefeldt-Tee zu genießen.