Toller Schmöker

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katrinb Avatar

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Das Cover wirkt auf mich leider etwas einfallslos und reiht sich nahtlos ein in die Reihe ähnlich gestalteter Bücher, die meist in Reihen wie "Ikonen ihrer Zeit" oder "Frauen zwischen Kunst und Liebe" erscheinen und deren Handlung - eine mutige Frau setzt sich gegen Widerstände durch - absolut vorhersehbar ist. Im Grunde funktioniert "Die Teehändlerin" genau nach demselben Schema. Trotzdem sticht das Buch aus der Menge der anderen Frauenschicksal-Bücher vor historischem Hintergrund heraus.
Die Geschichte ist in Frankfurt im Jahr 1838 angesiedelt. Als der Teehändler Tobias Ronnefeldt zu einer langen Chinareise aufbricht, ist seine Frau Friederike gezwungen, sich um die Geschicke der Firma zu kümmern. Das ist gar nicht so einfach, denn sie ist schwanger und der neue Prokurist entpuppt sich als ziemlich zwielichtige Gestalt.
Durch seinen flüssigen Schreibstil liest sich das Buch sehr angenehm. Die Schauplätze sind gut und authentisch beschrieben und der / die Leser*in fühlt sich direkt in das Frankfurt des 19. Jahrhunderts zurückversetzt. Man erfährt viel über die Stadtgeschichte, den Teehandel und die Firma Ronnefeldt und so ist das Buch nicht nur unterhaltsam, sondern auch als historischer Roman sehr interessant.
Die Protagonistin Friederike ist als moderne, vergleichsweise starke Frau ohne merkliche Ecken und Kanten geschildert, ihr Gegenspieler offenbart gleich am Anfang seine Durchtriebenheit. So habe ich beim Lesen des Romans keine großen Überraschungen erlebt, mich aber ausgezeichnet unterhalten gefühlt.
Die Verbindung von historischem Roman, Frauenschicksal, Stadt- und Firmengeschichte ist der Autorin sehr gut gelungen und macht "Die Teehändlerin" zu einem tollen Schmöker und lehrreichen Lesevergnügen.