Operation weißer Tiger

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Die Klasse 3b ist zappelig. Das liegt nicht nur daran, dass Freitag ist und die letzte Stunde angebrochen. Viel aufregender ist die Aussicht auf den Abend oder vielmehr die Nacht. Frau Fauser, die Klassenlehrerin, hat eine Lesenacht in der Schule versprochen. Mit Schlafsack im Klassenzimmer übernachten und dabei spannende Geschichten hören, da können es die Kinder kaum noch abwarten, bis es endlich losgeht. Dann aber beschwert sich Jana-Ina , dass ihr kleiner weißer Tiger aus Plastik gestohlen wurde. Ist unter den Kindern ein Dieb? Das will niemand glauben. Aber warum wird Mia so blass? Und warum erklärt Zilly nicht, dass es eigentlich ihr Tiger war, der da verschwunden ist? Eine Menge Rätsel die auf Aufklärung in der Nacht warten!
Ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich mich erinnern konnte, warum mir Dagmar Geißler ein Begriff war. Als meine Kinder im Bilderbuchalter waren, gab es eine Serie die beide sehr gerne mochten. Es waren die Bücher um „Ben und Lena“. Erzählt wurden die Alltagsgeschichten aus dem Leben des Geschwisterpaares von Mirjam Pressler, die Illustrationen kamen von Dagmar Geißler. Ben und Lena gingen einkaufen, oder mussten zum Arzt. Sie bekamen ein Kätzchen oder hatten Ärger im Kindergarten. Diese Bilderbücher aus dem Loewe Verlag werden leider nicht mehr aufgelegt. In Erinnerung geblieben sind sie mir nicht nur, weil meine Kinder es geliebt haben, wenn ich die Bücher vorlas sondern auch aufgrund der Art der Illustration. Die Zeichnungen sind mir bei den „Tintenklecksern“ als erstes aufgefallen und irgendwann ist mir dann auch wieder eingefallen, wo mir diese Art der Darstellung schon einmal begegnet ist.
Bei den „Tintenklecksern“ hat Dagmar Geisler nicht nur gezeichnet sondern „zeichnet“ auch für den Text verantwortlich. Herrausgekommen ist ein kurzweiliges Kinderbuch für Leser etwa ab der zweiten Klasse. Die Geschichte rund um den verschwundenen Tiger und die Suche nach ihm in der Lesenacht liest sich humorvoll und spannend. Die Sprache ist einfach. Als erwachsener Leser benötigt man eine halbe Stunde für das ganze Buch. Ein Kind braucht natürlich länger, aber der Text ist so leicht zu lesen, dass selbst ein ungeübter Leser nicht verzagen wird.
Durch die Zeichnungen können sich die jungen Leser zudem ein Bild von den unterschiedlichen Situationen machen. Dazu kommt der gute Einstieg indem alle Figuren im Überblick skizziert sind und mit einer Kurzcharakteristika versehen. Im Hinblick darauf, dass die Tintenkleckser eine Serie werden sollen, ist dieses wiederkehrendes Element, dass den Einstieg erleichtert, sehr gut.
Für mich als Vorlesepatin in der Grundschule ein ideales Buch, denn die Kapitel sind kurz und hinreichend spannend. Man kann das Buch also in einer Klasse "anlesen" und die Kinder anregen, zu Hause alleine weiter zu lesen.