Turbulente Zeiten

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
ikatzhorse2005 Avatar

Von

Die Töchter der Ärztin Zeit der Hoffnung Bd. 2 von Helene Sommerfeld
„Deine Schwester heiratet nun schon zum zweiten Mal“, stellte Tante Rosel fest. „Wird es bei dir nicht Zeit, es zum ersten Mal zu versuchen?“...
...Celia wollte Rosels Frage offensichtlich nicht unbeantwortet lassen: „Nicht die Zeit sollte entscheiden, wann eine Frau heiratet, sondern einzig und allein ihr Herz.“
„Wie viele Ehen haben Sie bereits hinter sich, meine Liebe?“, stichelte Rosel.
„Genügend, um zu wissen, wovon ich spreche.“ Celia lachte entwaffnend und hakte sich bei Antonia ein. S.64

Ich musste mich erst einmal an die vorangegangenen Geschehnisse erinnern. Dies gelingt allerdings leicht durch den wunderbaren Erzählstil des Autorenpaars. Durch gezielte Rückblicke und Erläuterungen ist man schnell zurück in der Geschichte um die Familie Thomasius und Freystetten.
Die Goldenen Zwanziger neigen sich dem Ende zu und es stehen unruhige Zeiten bevor. Die Situation in Deutschland ist geprägt von politischen Unsicherheiten und wirtschaftlichen Problemen. Die Ungleichheiten auf Berlins Straßen und das Wegschauen der Polizei befördern das Handeln der Schlägertrupps der SA. Konflikte zwischen den Nationalsozialisten und den Kommunisten gehören mittlerweile zum alltäglichen Bild der Stadt. Antonia durchlebt diese Angst um ihren lieben Adam, der in Berlin ein Leben in hohem Risiko führt. Des weiteren spalten sich die familiären Lager angesichts der politischen Gesinnung und Ansichten. Dies geht nicht spurlos an der Familie vorbei und es erwarten den Leser atemraubende Turbulenzen.

Die Abwechslung durch unterschiedliche Handlungsorte hat in den vorangegangenen Erzählungen schon sehr gut funktioniert und sorgt für Spannung und einen runden Lesefluss.
Daher könnte es im zweiten Handlungsstrang um Henny in Kalifornien nicht gegensätzlicher zu Berlin ablaufen. Dort trifft man auf eine relativ heile Welt und das Filmgeschäft mit zahlreichen historischen Persönlichkeiten. Auch Marlene Dietrich ist mit von der Partie und bekommt entsprechenden Raum in der Geschichte.

Auch für die älteren Familienmitglieder tritt die ersehnte Ruhe noch nicht ein. Ricarda hat ihre Praxis aufgegeben und kümmert sich rührend um die kleinen und großen Sorgen ihrer Lieben.

Fazit: Ein durch und durch gelungener Roman und eine spannende Fortsetzung des großen Familienepos um Ricarda und ihre Töchter. Seite um Seite hat mir der bildgewaltige Schreibstil von Helene Sommerfeld kaum eine Verschnaufpause gegönnt. Daher freue ich mich auf den dritten Teil!