Spannungsarmer Regionalkriminalroman

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
danib83 Avatar

Von

Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut, denn schon lange wollte ich wieder mal ein Buch lesen, welches in Italien spielt. Außerdem macht mir die Lektüre von Krimis im Moment sehr viel Spaß, da man meist einen Täter und ein Tatmotiv präsentiert bekommt und offene Enden in diesem Genre eher kontraproduktiv sind - außer natürlich, man erwartet sich eine Fortsetzung, was bei genau diesem Buch der Fall ist. Schon alleine der Untertitel - Ein Fall für Matteo Basso - lässt vermuten, dass es noch weitere Fälle für den Ermittler gibt, der eigentlich 'nur' Polizeipsychologe war und jetzt die Macelleria seiner Eltern in Cannobio übernimmt. Seine gute Freundin Gisella wird eines Tages tot im Wasser aufgefunden, obwohl sie eine sehr gute Schwimmerin war. Ein Telefonanruf von ihr mitten in der Unglücksnacht bleibt unbeantwortet, da Matteo sein Handy in der Macelleria gelassen hat. Er ist nicht so der Telefonierer. Natürlich hat man sofort einen Verdächtigen, nämlich denjenigen, bei dem Gisella an dem besagten Abend war. Doch war er es wirklich?

Auf 304 Seiten versucht Varese, einen Krimi zu schreiben. Dabei brachte er mich schon in der ersten Buchhälfte zur Weißglut, denn die ständigen Wiederholungen der Marke seiner Uhr sowie seiner Zigarettenmarke Futura nervten mich ungemein. Ich war kurz davor, eine Stricherlliste anzulegen, wann das nächste Mal geraucht wird oder er auf seine Armbanduhr schauen muss, weil er sein Handy nie dabei hat beziehungsweise nicht als Uhrenersatz nehmen möchte. Wahrscheinlich sollten diese schriftstellerischen Einzelheiten auf den Charakter von Matteo abzielen, doch ich konnte keinen Treffer verbuchen. Der Privatermittler Basso wirkt auf mich eher grau und langweilig und für die Tatsache, dass es sich um einen Krimi handelt, ist das Buch meines Erachtens auch so zu charakterisieren wie sein Protagonist. Doch sieht man den Krimi aus einem anderen Blickwinkel, nämlich aus dem des Romanlesers, so kann man durchaus positive Aspekte herausholen: Die Landschaftsbeschreibungen, die Gedanken und Handlungen der Figuren, die Charakterisierungen und die stilistischen Feinheiten, die sogar ab und an etwas poetisches innehaben. Kein typischer Krimi, aber auch nicht 'nur' ein Roman - also doch ein Kriminalroman!?