Tod in Italien

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Matteo Basso war für lange Zeit Polizeipsychologe in Mailand, hängt jedoch nach dem Tod seiner Eltern den Job in der Großstadt an den Nagel und kehrt zu seinen Wurzeln in die norditalienische Gemeinde Cannobio zurück. Am Ufer des umwerfend schönen Lago Maggiore gelegen, verspricht er sich hier idyllische Ruhe inklusive regelmäßiger Angelsitzungen in frühen Morgenstunden. Seinen Lebensunterhalt will er fortan mit der Übernahme der elterlichen Metzgerei verdienen, denn an Aufträgen mangelt es nicht. Hilfestellung soll ihm hierbei die temperamentvolle Gisella Tonetti geben, insbesondere bei den Salsicca-Vorbereitungen für das anstehende Oldtimer-Rennen im Ort. Doch Gisella ist plötzlich nicht mehr aufzufinden - untypisch und unerwartet. Die erste Sorge wird nur noch verstärkt, als Matteo eine Nachricht auf seiner Mailbox vorfindet: Gisella scheint in Schwierigkeiten und bittet um seine Hilfe. Letzter Anhaltspunkt ist der mysteriöse Gran Signore Maldini und schon bald stellt sich bei Basso eine grausige Vorahnung ein.
Diese bestätigt sich allzu bald, als Gisellas Leiche aus dem See gefischt wird - in nichts als einen Bikini gekleidet und mit einer tödlichen Wunde am Schädel. Rasch kommt der zuständige Kommissar Buffon, ein untersetzter, cholerischer Mann, zu dem Schluss, dass es sich bei ihrem Tod um einen unglücklichen Badeunfall handeln muss. Er vermutet, dass die nur unzureichend befestigten Holzboote am Ufer des Sees durch den stürmischen Wind des Vorabends abtrünnig geworden waren und Gisella bei einer spontanen Schwimmrunde überrascht wurde und eines dann ihren Schädel zertrümmert haben muss. Doch für Basso passen die Fakten nicht zusammen, Gisella war ortsvertraut und eine hervorragende Schwimmerin. Nicht zu glauben, dass sie sich ausgerechnet bei unruhigem Wetter einer solchen Gefahr ausgesetzt hätte – schon gar nicht zu solch einer Uhrzeit. So begibt sich der Mann, der eigentlich die Ruhe gesucht hatte, auf eigene Ermittlungswege, um den Tod der Familienfreundin aufzuklären. Immer tiefer dringt er dabei vor in die Geschichte der Gemeinde und ihrer teils dubiosen Bewohner, in Gisellas Kindheit und Jugend und auch in die elitären Kreise Mailands. Was sich im auftut, ist ein Geheimnis, das weit über alles hinausgeht, was er sich hätte vorstellen können.
Mit „Die Tote am Lago Maggiore“ ist dem Autoren Bruno Varese ein tolles Debut für den Protagonisten Matteo Basso gelungen. Der Roman ist stimmig aufgebaut, das Geheimnis kann vom Leser nicht sofort durchschaut werden, sodass neue Fakten und Personen den Spannungsbogen immer wieder aufrechterhalten. Man kann sich die beschriebenen Charaktere leicht bildlich vorstellen und voneinander abgrenzen, sodass die Erzählung lebhaft vor dem inneren Auge abläuft. Die Tiefe der Verstrickungen des Falles, gepaart mit Einblicken in die Vergangenheit des Protagonisten und der potenziellen zukünftigen Zusammenarbeit mit der Kommissarin Nina Zanetti ist Varese ebenfalls gut gelungen. Auch der Bezug zu einer aktuellen Thematik, zu der an dieser Stelle nicht zu viel verraten werden sollte, ist interessant. So kann sich der Leser auf weitere Fälle rund um Matteo Basso freuen.