Kommissar Heller ermittelt während der Studentenunruhen in Berlin

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
elke17 Avatar

Von

Berlin im Herbst 1968. Der Alltag in der Metropole ist ordentlich durcheinander geschüttelt. Die Mauer teilt die Metropole in zwei Hälften, aus ganz Deutschland werden Neubürger mit Kopfprämien in die Hauptstadt gelockt, die Studenten protestieren gegen Springer und den Vietnamkrieg und haben ihrerseits auch Opfer zu beklagen, Benno Ohnesorg wird erschossen und auf Rudi Dutschke, den Wortführer der Protestbewegung, wird ein Attentat verübt. Dies bildet den zeitlichen Hintergrund für „Die Tote im Wannsee“, den ersten Kriminalroman des Trios Lutz, Kellerhof (beides Journalisten) und Wilhelm (Autor und Produzent), wobei letzterer Krimi-/Thriller-Lesern wahrscheinlich kein Unbekannter ist.

Zu Beginn der Leseprobe gehen die Autoren gleich in medias res: eine junge Frau, unglücklich verheiratet und offenbar zu einem Rendezvous verabredet, wird in einer Schrebergartensiedlung brutal erstochen. Kurz darauf taucht der „Cleaner“ Harry am Tatort auf, packt die Leiche in den Kofferraum und legt diese im Wannsee vor der Springer-Villa ab.

Ein paar Tage später taucht sie an anderer Stelle auf und wird von einem Spaziergänger entdeckt. Dieser meldet den Leichenfund der Polizei und Kommissar Wolf Heller, momentan in Bereitschaft beim Kriminalreferat M, wird zum Fundort beordert und mit den Ermittlungen beauftragt.

Bei der Beurteilung der Leseprobe fällt als erste das gelungene Zeitkolorit ins Auge. Da wird die politische Situation im 68er Berlin thematisiert, es gibt Gastarbeiter, er werden sowohl Zigaretten- als auch Automarken genannt und der ermittelnde Kommissar Heller hat kein schickes Apartment sondern wohnt bei Paula, einer alleinerziehenden Mutter, zur Untermiete. Und sein außergewöhnliches Geburtstagsgeschenk für sie ist ein gebrauchter Schwarz-Weiß-Röhrenfernseher, über den zumindest ihre Zwillinge in Verzückung geraten…

Mir fällt dazu nur ein Wort ein: Gelungen, nicht nur was die zeitliche Einordnung sondern auch die sich daraus ergebende geografische Verortung angeht. Wenn man mit Berlin einigermaßen vertraut ist, kann man durch detaillierte Orts- und Wegbeschreibungen Hellers Weg durch die Metropole verfolgen. Und ich gehe davon aus, dass auch der Plot noch die eine oder andere Überraschung zu bieten hat, da die Überschneidungen mit der Politik bisher noch keinen großen Raum eingenommen haben. Jedenfalls verspricht es spannend zu werden und ich würde sehr gerne wissen, wie sich dieser Kriminalroman weiterentwickelt!