Blutiger als nötig, weniger spannend als gehofft

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romy_abroad Avatar

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Betty ist Polizistin, wie es schon viele Männer in ihrer polnischen Familie waren. Einziges Problem: Sie ist eine Frau. Trotzdem hat sie sich von Vorurteilen und fiesen Kommentaren nicht davon abhalten lassen, ihren Traum zu verwirklichen, und auf die Polizeiakademie zu gehen. Dort ist sie dank ihres flammend roten Haarschopfes stets aufgefallen und mehr Männern im Gedächtnis geblieben, als dies zugeben würden - besonders da Betty offen homosexuell lebt. So hat sie es als einzige Frau in ihrem Ermittlerteam bei der Drogenfahndung in Dallas, Texas, alles andere als leicht. Doch Betty liebt ihren Job, und kann knallhart sein wenn es darauf ankommt. Doch als einer ihrer Fälle immer mehr aus dem Ruder läuft und eine Leiche nach der anderen auftaucht, beginnt Betty an sich zu zweifeln. Doch damit nicht genug: Plötzlich tauchen vor und in ihrer Wohnung Leichenteile auf, die jemand scheinbar dort drapiert, wie Geschenke für sie. Welches Spiel wird hier gespielt?

Kathleen Kent hat einen mehr oder weniger klassischen Kriminalroman geschrieben: Es gibt Ermittlungen, Verhöre, Beweise, Rituale der Polizisten, kleinere Streitereien unter Kollegen und Rangeleien um die symbolische Macht im Büro. Natürlich gibt es Verletzte und Verbündete, Verräter und Vertraute. Bettys Charakter sticht etwas heraus, wirkt plastischer als die austauschbaren Kollegen. Doch so wirklich packen konnte mich ihre Geschichte nicht, vielleicht weil die Beziehung zu ihrer Partnerin zu hölzern, zu eindimensional wirkt? Trotz alledem nimmt die Geschichte vor allem in der zweiten Hälfte Fahrt auf und wird wirklich spannend. Der allerletzte Teil jedoch ist mehr als blutig und war für mich wirklich unangenehm zu lesen. Ich hätte auf vielen Seiten mein eigenes Vorstellungsvermögen gerne ausgeschalten und kann mir kaum vorstellen dass es vielen Leserinnen hier anders ging. Meinen Geschmack hat Kent mit "Die Tote mit der roten Strähne" also leider nicht getroffen. Zu viel Blut, zu wenig Eleganz und Pfiff. Schade!