Irgendwie interessant-die Frage aber ist: eiskalt-blutig oder geistreich?

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Im Prolog lernt der Leser den Anwalt Jose Nilson kennen, der einem Verbrecherkartell Santigos auf die Spur gekommen ist. Innerlich beseelt durch den möglichen Triumph, merkt er nicht, dass der Auftragskiller Dash sich bereits in seiner Wohnung aufhält und ihn schließlich mit einem Schuß in den Hinterkopf exekutiert. Dash drapiert die Leiche nach den Vorgaben seiner Auftragsgeber und hinterlässt außerdem sein Markenzeichen: die Leiche trägt einen geschnürten und einen ungeschnürten Schuh. Zurück in seiner Pension, erhält Dash per Post einen neuen Auftrag. Er soll nach London reisen, denn die Frau von Menderes, "dem Türken", soll fremd gehen. Dash lehnt Aufträge von eifersüchtigen Ehemännern eigentlich generell ab, aber Vorkommnisse aus der Vergangenheit lassen ihn um seinen guten Ruf als Killer fürchten und so fliegt er nach London.

Teil eins des Romanes beginnt mit dem Aufschrecken Ed Sieveking aus einem Albtraum, dieser endet jedoch nicht wirklich nach dem Aufwachen, denn Sieveking sieht schon seit Jahren Geister. Sechs davon begleiten ihn ständig. Um nicht vollkommen verrückt zu werden hat Sieveking angefangen Geisterromane zu schreiben und zur Inspiration für diese Geschichten begibt er sich regelmäßig auf "Geisterjagd" und sucht Orakel und Medien auf. Denn obwohl er Geister sieht, kann er deren Existenz nicht wirklich glauben. Der letzte Beweis fehlt ihm, denn die Geister reden niemals und stehm ihm nicht direkt Rede und Anwort. Auf Vorschlag seines größten Fans Joe, hat Sieveking sich nach London begeben. Dort recherchiert er für seinen neuen Roman. In einem alten Haus erscheinen Joe und Ed verschiedene Geister. Während diese Erscheinung Joe komplett von der Existenz von Geistern überzeugt, bleibt Ed Sieveking weiter skeptisch, denn wie immer haben die Geister nicht gesprochen.

Darren Shans Roman "Die Toten die ich rief" startet mit einem Prolog der in der personalen Erzählperspektive die Ereignisse schildert, die chronologisch vermutlich hinter den Ereignisse des 1. Kapitels des Romans stattfinden. Der "Schnitt" zwischen Prolog und Kapitel wird sofort dadurch spürbar, das von nun an der, im Prolog noch nicht erwähnte, Protagonist Ed Sieveking seine Erlebnisse in der "Ich-Perspektive" schildert. Neben den realen Beschreibungen, hat dieser Teil fantastisch-horrormäßige Anteile, denn Geister spielen eine (reale) Rolle. Sowohl über den Auftragskiller "Dash" als auch über "Ed Sieveking" erfährt der Leser schnell Einzelheiten ihres aktuellen Lebens und zum Teil auch aus der Vergangeheit. Dennoch werden nicht alle Details offen gelegt und ergeben so, neben der eigentlichen Handlung, eine weitere Spannung, die zum Weiterlesen animiert. Der sehr auffällige Schnitt zwischen Prolog und eigentlicher Handlung, katapultiert den Leser zunächst noch einmal aus dem Buch. Grundsätzlich lässt sich die Geschichte jedoch leicht und flüssig lesen und der Schreibstil nimmt den Leser mit. Bereits nach wenigen Seiten kommt das Gefühl auf, man würde die Hauptcharaktere kennen. Sympathie ist jedoch noch nicht eindeutig zu zuordnen. Der Klappentext und der Prolog legen nahe, dass sich Dash und Ed im Lauf der Handlung begegnen werden, den Ed Sieveking verliebt sich in Menderes Frau und der Betrug durch Menderes Frau ist Bestandteil von Dashs Auftrag. Inwiefern allerdings die Geister in dieser Rahmenhandlung eine Rolle spielen ist bisher nicht deutlich.

Die Leseprobe hat mir vorallem deshalb gefallen, weil ich jeweils in die Handlung hinein gezogen wurde. Zu Beginn des Kapitels eins dachte ich jedoch erstmal "Hä,was soll das jetzt?"-und musste mich neu einlassen. Den Schreibstil von Shan finde ich sehr angenehm zu lesen und dachte zunächst, es handelt sich um einen Thriller. Dazu passen jedoch die Geister nicht wirklich und so frage ich mich, welchen Weg diese Geschichte wohl einschlagen wird. So ganz kann ich mir ein Gemisch von Horror und Thriller in dieser Form noch nicht vorstellen. Es besteht meiner Ansicht nach die Gefahr, das Shan beide Sparten abdecken wollte und es deshalb möglicherweise "unglaubwürdig" wird. Vielleicht gelingt ihm aber auch eine sinnvolle Verknüpfung und/oder einer der beiden Bestandteile entpuppt sich im Lauf des Buches als Schwerpunkt. Interessant scheint mir das Lesen von "Die Toten, die ich rief" auf jeden Fall, denn ich möchte schon gern wissen, wie es weitergeht und was es mit den Geistern aufsich hat.3,5 Sterne von mir-aufgerundet auf vier.