Die Frauen ohne Stimme und der Antiheld

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satine2204 Avatar

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Zu Beginn des Buches lernt der Leser die Hauptperson des Buches, den nach Mexiko ausgewanderten/ geflüchteten Boxer Kelly kennen. Er hält sich mit illegalen Boxkämpfen und Drogendealerei über Wasser. Die Beziehung zu seiner Freundin Paloma und das freundschaftliche Verhältnis zu deren Bruder Esteban geben seinem Leben relative Sicherheit und Konstanz, ebenso wie die aufkeimende Hoffnung wieder bei "richtigen" Boxkämpfen zu boxen. Kelly rutscht jedoch bald in die Drogensucht ab, welche nur der Beginn eines Studels ist der zum Tod Palomas und einem inhaftierten, der Selbstjustiz der Polizei und Mitgefangenen ausgelieferten Kelly ist.

Dem Leser stellt sich die Frage, was die Intention des Autors war die fiktive Geschichte um Kelly mit dem durchaus wahren Hintergrund um die vielen in Mexiko vermissten Frauen zu weben. Sicherlich wollte er aufmerksam machen, auf die Schicksale der Frauen und ihrer Familien - dafür kommen diese jedoch in dem Buch zu kurz. Ihr Geschichte wird zu wenig erzählt und sie bekommen schließlich doch keine Stimme. Dies ist nicht negativ zu werten, denn der Geschichte schadet es nicht.

Die "Story" ansich ist spannend und bietet viele Nebenstränge jeder für sich verfolgenswert ist - so wie die Geschichte um den Polizisten Sevilla, die im Laufe des Buches in den Mittelpunkt rückt. Und so schafft es der Autor, dass der Leser sich ganz in der Geschichte wiederfindet und nicht nur auf das Ende hinarbeitet um herauszufinden wie sie ausgeht. Er verfolgt viele Stränge, jedoch nicht zu lange und nicht ermüdend.

Einzig die vielen spanischen Ausdrücke stören, sofern man kein Spanisch spricht. Und Dialoge sind nicht unbedingt die Stärke des Autors. Beispielsweise das Gespräch zwischen Kelly und seinem ehemaligen Mentor ist doch sehr zäh und einseitig. Sicherlich kann man argumentieren dass der Autor verdeutlichen wollte, dass beide Protagonisten nicht die schlausten sind - dies kann man aber auch anders verdeutlichen. Und ja: in dem Buch geht es viel um Gewalt und Drogen. Dies gehört aber nun einfach zu der Geschichte dazu und dürften bei dem Thema aber auch nicht verwundern.

Ich finde das Buch absolut lesenswert. Das Thema ist spannend und mal was anderes - man muss sich als Leser jedoch auf die Geschichte einlassen und in der Tat ist die Geschichte nichts für zartbesaitete. Hier geht es um echte Gewalt und echte Verzweiflung.